sich selbst finden

Sich selbst finden: Wie es mir ganz nebenbei gelungen ist

Sich selbst finden: Die Voraussetzung für bedingungslosen Selbstausdruck

Geht es um bedingungslosen Selbstausdruck, dann schweifen meine Gedanken sofort ins Jahr 2007 zurück. Damals war ich ungefähr 22 Jahre alt.

Mit purer Freude im Herzen hatte ich gerade den letzten Arbeitstag bei meiner Ausbildung in trockene Tücher gebracht und war unendlich glücklich, den ganzen Kram endlich hinter mir zu haben.

Endlich die Welt zu erkunden und keine Verpflichtungen mehr haben.

Ich fühlte mich so erleichtert, so frei.

Nichts lag mir damals ferner, als mich selbst finden zu wollen.

Also buchte ich mit einem sehr guten Freund einen Trip an die portugiesische Atlantikküste – Surfcamp!

Spaß, Abenteuer, Aufregung. Yeah.

Der Trip war umwerfend, ich machte unglaublich viele neue Erfahrungen und lerne eine Menge sehr interessanter Menschen kennen.

Wenn ich mich heute an diesen Urlaub zurückerinnere, dann hat sich ein ganz spezieller Abend dort wirklich in meinem Gedächtnis festgebrannt.

Wir hatten einen großes Barbecue organisiert, das ganze Camp hat mitgeholfen zu kochen und wir aßen alle zusammen.

Die Stimmung war ausgelassen, alle hatten eine gute Zeit und Spaß.

Nur ich fühlte mich irgendwie unwohl. (Zumindest war ich damals fest davon überzeugt, dass ich der Einzige wäre.)

Ich wollte teilhaben, ich wollte auch Spaß haben, aber ich wusste ganz und gar nicht, wie ich mich verhalten sollte. Wie ich mich ausdrücken sollte und mich zeigen sollte.

Ich fragte mich, wie sich wohl so ein echter Surfer verhält. Was er sagt, wie er sich bewegt und was er tut.

Doch was ich auch versuchte, es fühlte sich falsch und ungelenk an.

Der Grund dafür: Ich wusste nicht, wer ICH war.

Ich war hin- und hergerissen zwischen meiner eher zurückhaltenden Seite, die ich damals nicht annehmen konnte und dem Idealbild eines coolen Surfers.

So sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte keine zufriedenstellende Lösung für mich finden.

Nur eins wusste ich, es fühlte sich nicht echt und auch nicht besonders gut an.

Zu mir stehen

Heute, Jahre später, habe ich gelernt, zu mir zu stehen und mich so auszudrücken, wie ich bin.

Dafür war aber eine Sache ganz wichtig: Ich musste mich erst einmal selbst kennenlernen, mich selbst finden.

Das ist die unabdingbare Voraussetzung, um sich zeigen und ausdrücken zu können.

Wie soll ich mich ausdrücken, wenn ich gar nicht weiß:

  • Wer ich bin.
  • Was mich ausmacht.
  • Was ich fühle.
  • Was ich vom Leben will.
  • Für welche Werte ich stehe.

Bedingungsloser Selbstausdruck

Ich definiere bedingungslosen Selbstausdruck so: „Einen extrem guten Draht zu sich selbst zu haben und über die Fähigkeit zu verfügen, sich Hier und Jetzt zu zeigen.“

Ich bin nicht nur in meinem Kopf, sondern spüre das Leben in meinem ganzen Körper.

Garniert wird das Ganze, indem ich den Mut aufbringe, das auch nach außen zu zeigen – und ja, auch manchmal damit anzuecken oder aufzufallen.

Wenn ich aber einmal weiß, wer ich bin, dann ist all das nicht mehr allzu schwierig. Es geht sogar fast komplett automatisch.

Sich selbst besser kennenlernen, sich selbst finden

Für mich geht es darum, in sich zu spüren und Bewusstsein und Achtsamkeit für sich zu entwickeln.

Unser Körper sendet und ständig Impulse, die wir wahrnehmen können und die uns relativ gut leiten.

Aber wenn wir die Augen davor verschließen, dann treiben wir so einen Keil zwischen uns und unsere Bedürfnisse.

Der erste Schritt ist also, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und sich besser kennenzulernen.

Stell dir einmal vor, du begegnet bei einem Kochkurs einer neuen Person.

Du hast diese Person noch nie vorher gesehen, aber du bist aufgeschlossen und möchtest sie besser kennenlernen. Du fängst ein Gepräch mit ihr an, nimmst dir Zeit.

Beim nächsten Kurs unterhaltet ihr euch wieder und so kannst du dir ein immer besseres Bild von dieser Person machen und ihr werdet euch immer vertrauter – eine Freundschaft entsteht.

Nimm dir genauso Zeit für dich selbst. Erkunde dich, sprich mit dir, höre dir vor allem aber zu.

Das ist die Essenz der Selbsterkenntnis. Zu sehen, was da ist, ohne es zu bewerten.

Zu lernen, sich selbst zu lieben und anzunehmen, seine Bedürfnisse und Wünsche wirklich zu erkennen und wertzuschätzen – erst dann kann der Punkt kommen, an dem wir diese auch in dieser Welt ausdrücken.

Hier geht die Kette dann weiter. Wenn ich mein Bedürfnis ausgedrückt habe spüre ich weiter hin.

  • Wie hat sich das angefühlt?
  • Was hat das mit mir gemacht?
  • Wie geht es mir danach?
  • Was will ich jetzt machen?

Und dann geht es weiter. Das ist das verrückteste und gleichzeitig spannenste Forschungsprojekt, dass du starten kannst.

Aber es lohnt sich.

Kein logisches Konstrukt

Ich glaube, was wir wirklich sind und was wir wirklich wollen ist schwer mit dem Verstand zu fassen. Es ist zu allererst ein Gefühl, dem wir uns mit Worten vielleicht etwas nähern können.

Jedoch bleibt es ein Gefühl und deshalb bleibt uns auch keine andere Wahl, als zu horchen und zu spüren, was da in uns ist.

Wie sich das anfühlt.

Einfach hinschauen und beobachten. Das akzeptieren, was da ist, die Impulse wahrnehmen.

Irgendwann kommst du immer mehr bei dir selbst an.

Minimalismus

Das Ganze ist ein Prozess. Meiner Meinung nach einer, bei dem wir nicht hunderte von Dingen zu unserer Persönlichkeit hinzuaddieren, sondern ein Prozess des Streichens.

Je mehr von dem wir erkennen, was wir nicht sind, desto mehr kommen wir dem näher, was wir sind.

Klingt doch eigentlich ganz einfach.

Irgendwann erkennen wir dann, dass wir eben nicht unser Job sind, unser Aussehen, unser Geld oder auch, ganz beliebt, unser Partner.

Wir erkennen, dass das alles nur Zusätze sind, die uns anhaften und die uns ein Gefühl von dem geben, der wir sind. Aber es bleibt immer oberflächlich, dieses Gefühl.

Sobald wir uns aber lösen können, von den ganzen Identifikationen, erkennen wir immer mehr, was dahinter steckt.

Wer wir sind. Alle Facetten davon.

Manche waren uns vielleicht bisher vollkommen unbekannt. Manche wollen wir womöglich auch gar nicht so genau sehen, geschweige denn ausleben. Aber das wäre Verrat an uns selbst, denn momentan ist es ja da.

Je besser wir uns kennenlernen, desto mehr können wir uns auch selbst vertrauen. Denn wir wissen, wer wir sind, was wir können und wie wir reagieren.

Wie schaut es heute bei mir aus?

Seitdem ich auf der Reise bin und mich selbst immer besser kennenlerne kann ich viel intensivere Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen, denn sie sehen sofort, dass ich echt bin.

Es fühlt sich mittlerweile echt gut an, meine Schwächen zu zeigen und zu ihnen zu stehen.

Es geht mir jetzt um Kontakt mit echten Kontakt mit Menschen, anstatt darum, ein möglichst perfektes Bild von mir vermitteln zu wollen.

Ich kann dann ganz ich selbst sein.

Das nimmt mir innerlich unglaublich viel Druck und gibt meinem Leben eine Menge Freude und Leichtigkeit.

Also: Zuerst steht die Selbsterkenntnis, dann der Mut, seine Erkenntnisse auch zu leben und zu ihnen zu stehen.

Ich fahre jetzt mit meiner Familie nach Hause und feiere Weihnachten, ich wünsche euch allen ein Frohes Fest und einen guten Rutsch.

Alles Liebe,

Tim

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5 Kommentare
  1. Matthias
    Matthias sagte:

    Hallo Tim,

    ein krönender letzter Beitrag zu meiner Blogparade. Ich bin mal wieder schwer begeistert! Und du bringst es auch so wunderbar auf dem Punkt: „Es ist ein Prozess des Streichens.Je mehr von dem wir erkennen, was wir nicht sind, desto mehr kommen wir dem näher, was wir sind“

    Danke und Gruß

    Matthias

    Antworten

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