Das Ego überwinden

Das Ego überwinden: Wie dein wahres Ich erkennst (und glücklich wirst)

Das Ego kann uns das Leben so richtig schwer machen.

Es kritisiert an uns herum, malt den Teufel an die Wand, vergleicht sich – und schiebt uns die Schuld für unsere Faulheit zu.

Es steigert sich gerne in Probleme hinein und fühlt sich von anderen Menschen (also anderen Egos) herabgesetzt.

Dann dreht es in unserem Kopf frei, wie ein kleines, schreiendes Kind.

Oder es setzt sich beleidigt in die Ecke und schmollt. 

Das Ego fühlst sich ständig bedroht. Es ist so ein richtig kleiner Angsthase. Es kann sich nie entspannen und ist ständig im Dauerstress.

Das Spannende daran ist, dass es auch kein Problem damit hat, innerhalb von Sekunden seine Meinung zu ändern.

Denn es will verhindern, dass wir es erkennen. 

Es braucht deine unbewusste Anerkennung. Für das Ego ist es überlebensnotwendig, dass du dich mit ihm identifiziert.

Was ist das Ego?

Das Ego ist unsere Identifikation mit materiellen Dingen, Erfolg im Business, (politischen) Meinungen, unserer Vergangenheit, unserem Beruf, dem attraktiven Partner, dem Bankkonto, unseren Talenten und Fähigkeiten, …

Das Problem dabei: All diese Dinge sind vergänglich. 

Entweder kommt jemand, der mehr Gehalt hat, der Partner verliert im Alter an Attraktivität und Geld kann man auch jederzeit verlieren.

Das erzeugt innere Anspannung und Druck. Wenn unser Selbstbild von vergänglichen Dingen abhängig ist, können wir uns nie wirklich sicher fühlen.

Denn wenn wir beispielsweise älter werden, uns aber mit unserer sportlichen Leistung identifiziert haben, dann sind wir auf einmal bedroht.

Es fühlt sich so an, als wären wir nichts mehr wert, wenn diese Fähigkeiten von uns gehen.

Wir ziehen unseren Wert aus dem Außen. Das Außen ist nicht zu kontrollieren. 

So fühlt sich unser Ego immer bedroht. Es ist immer wachsam und angespannt. 

Das ist keine schöne Art und Weise, durch das Leben zu gehen.

Dein Ego formt deine Persönlichkeit

Das, was viele Menschen als ihre Persönlichkeit bezeichnen, sind in Wahrheit nur Geschichten, die sich ihr Ego ausgedacht hat.

Das kann sehr einschränkend für unser Leben sein. 

Wenn wir erst einmal merken, dass diese ganzen Geschichten, die sich unser Ego so über die Jahre für uns ausgedacht hat – eben genau das sind: ausgedacht – dann kommt große Freiheit in unser Leben.

Du bist sicherlich nicht immer schüchtern, oder faul.

Dein Ego erzählt es dir – und du glaubst es. Es erzählt es dir sogar so oft, dass du es gar nicht mehr hinterfragst. 

Im Grunde genommen ist alles eine unschuldige Lüge, was dir dein Ego erzählt. 

Es erzählt auch nicht aus dem Grund, um dir zu helfen, sondern weil es Lust hat, zu erzählen. 

Die Identifikation mit Materiellen

Noch eine Stufe unbewusster ist die Identifikation mit dem Materiellen.

Ich bin mein VW-Bus, mein Handy, meine Uhr.

Sie gibt mir eine bestimmte Identität. Zum Beispiel zeigt mein Bus allen, dass ich ein abenteuerlustiger Mensch bin, weg vom Mainstream.

Natürlich macht es Spaß, in der Welt des Materiellen zu spielen. Ich fahre auch gerne mit einem VW Bus an der Küste lang und genieße es.

Wenn es jedoch darum geht, dass Objekte meiner Person mehr Wert oder Ansehen bei anderen geben, dann ist das nicht gesund.

Das Ego ist immer oberflächlich

Sehen wir uns selbst nur durch die Identifikation mit Objekten, Eigenschaften und unseren Gedanken, dann leben wir komplett an der Oberfläche des Lebens.

Wir verpassen die tiefere Dimension.

Es ist uns nicht möglich, zu der Quelle von Freiheit, Leichtigkeit und Lebensfreude vorzudringen, die in jedem von uns steckt.

Denn sie ist komplett verdeckt von diesen Ego-Gedanken.

Erst, wenn wir hinter die Identifikation mit unserem Denken schauen, wachen wir auf. Wir erkennen, dass wir mehr sind als das.

Wir sehen, dass es da diese dünne Schicht an gedanklichen Identifikationen an der Oberfläche gibt – und darunter eine große Tiefe des Seins.

Hier liegt wahre Befreiung. 

Wie sich die Stimme im Alltag äußert

Das Ego ist deine Stimme im Kopf. Diese sehr vertraute Stimme

Fast jeder Mensch ist sehr stark mit seinem Ego, also dieser Stimme, identifiziert. Wir alle glauben, wir seien das Ego.

Daher kann es dort oben schalten und walten wie es lustig ist.

Das Ego ist ein super Geschichtenerzähler. 

Dabei erzählt es immer wieder die gleichen Geschichten – die wir immer wieder glauben.

Oft sind das solche Geschichten wie: 

  • “Du bist nichts wert und musst erst noch etwas erreichen, um wertvoll zu sein.”
  • “Du kannst das sowieso nicht und solltest lieber kleine Brötchen backen.”
  • “In der Vergangenheit ist doch schon so viel schief gegangen, wieso sollte das in der Zukunft anders sein?”

Vielleicht kennst du die ein oder andere Geschichte davon. Wahrscheinlich glaubst du sie sogar. 

Beurteilen und Bewerten: Die Lieblingsaufgabe des Ego

Das Ego beurteilt und verurteilt gerne

Dem Ego macht es unglaubliche Freude, alles und jeden zu bewerten. So gelingt es ihm ein wenig, die Illusion von Kontrolle aufrecht zu erhalten.

Stell dir einmal vor wie dein Leben wäre, wenn du mehr erfahren und weniger bewerten würdest.

Was wäre, wenn du Erfahrungen, die du vorher immer als negativ bewertet hast, wie z.B. Angst auf der Arbeit oder Wut auf den Partner, jetzt einfach nur wahrnimmst?

“Oh, da ist die Angst. Hallo Angst.”

Was soll dich dann im Leben noch stressen?

Denn ist sind niemals die Dinge, sondern unsere (bewertenden) Ego-Gedanken darüber, die Leid erzeugen.

Je mehr Bewertungen du loslässt, desto weniger wirst du leiden.

Wieso wir unser Ego mögen

Wir fühlen uns sicher im Ego, denn es gibt uns eine Identität. 

Aus dieser Identität entsteht ein (illusorisches) Gefühl von Sicherheit.

Selbst an einer Identität wie “Mir geht es so schlecht und das Leben ist gegen mich” können wir uns ein Leben lang festhalten.

Vielen Menschen kommt das sicherer vor, als sich aufzumachen in die unbekannte Dimension hinter dem Ego.


Selbst wenn dort Schätze von unermesslichem Wert warten, die Unsicherheit und Angst vor dem Unbekannten ist zu groß.

Daher klammern wir uns immer wieder an der Identifizierung mit dem Ego fest.

Manchmal lässt es uns sogar loslaufen um uns “zu verändern”. 

Anstatt uns jedoch vom Ego zu lösen, erweitern wir es um einige Punkte oder streichen alte Punkte weg.

Jetzt haben wir vielleicht eine andere Identität, aber das Ego ist immer noch da.

Wie du dich von deinem Ego löst

Freiheit von dem Ego

Wir lösen uns vom Ego, indem wir es erkennen.

Wir müssen nicht kämpfen (denn die Idee des Kampfes kommt auch vom Ego) noch müssen wir es besiegen.

Unser einziger “Job” ist es, das Ego zu erkennen. 

Wir erkennen unser Ego, indem wir es beobachten. Wenn wir sehen können: “Hier bin ich – da ist die Stimme”, dann sind wir frei.

Oftmals gibt sich das Ego nicht so gerne damit zufrieden, erkannt zu werden. Also wird es versuchen, sich mit schlauen Kommentaren über deine persönliche Entwicklung wieder durch die Hintertür reinzuschleichen.

Auch das kannst du beobachten und vielleicht, wenn du magst, darüber amüsiert sein.

Wie du dein Ego überwinden kannst

Lasse den Gedanken los, es gäbe dort etwas zu überwinden. 

Denn auch dieser Gedanke kommt wahrscheinlich aus dem Ego.

Was dein Ego nicht ist – entdecke dein wahres Ich hinter dem Ego

Das Ego vs. das wahre Ich

Das Ego ist bei vielen Menschen im Vordergrund. 

Womit wir oft den Kontakt verloren haben, ist unser Sein. 

Das, was das Ego (und alles andere) wahrnehmen kann. Das Bewusstsein.

Es gibt dort etwas, das einfach nur wahrnimmt. 

Deine Erfahrungen, Gedanken und Gefühle sind immer im Wandel – doch das, was all das wahrnimmt, ist immer gleich.

Das “Fenster”, durch das du dein Leben heute siehst ist das gleiche Fenster, durch das du als Kind geschaut hast.

Das Unterschied ist: Heute siehst du andere Inhalte. Aber das “sehen” ist gleich geblieben.

Mit der Zeit ist uns aber das Wissen dafür abhanden gekommen, dass wir eben mehr sind als unsere Erfahrungen, Gedanken und Gefühle.

Wir meinen, wir wären unsere Gedanken.

Jetzt sind wir zu 100% mit dem Ego identifiziert. 

Du löst dich vom Ego, in dem du dich wieder auf das Bewusstsein konzentriert, anstatt auf seinen Inhalt.

7 Kommentare
  1. Johanna
    Johanna sagte:

    Hi Tim,
    ich mag diesen Beitrag sehr!
    Habe schon einige über das Thema gelesen, auch das Buch „Eine neue Erde“ von E. Tolle, in dem es ja auch viel um das Ego geht. Mir persönlich hat deine Sicht darauf besonders viel Verständnis ermöglicht. Auch dein kostenloses E-Book übers Grübeln fand ich klasse.
    Lieben Dank dafür und alles Gute für dich :)
    Johanna

    Antworten
  2. Sunny
    Sunny sagte:

    Hi Tim,
    danke für deinen inspirierenden Text! Ich finde es wundervoll, wie du diese sehr, sehr komplexen Zusammenhänge durchdringst und in so einfachen und alltagstauglichen Worten verständlich vermittelst!
    Super auf den Punkt gebracht – und dazu noch klasse runtergebrochen darauf, was das für unser alltägliches Handeln konkret bedeutet!? Echt mega cool.

    An einer Stelle hake ich jedoch:
    Unser Ego spricht nicht so zu uns, weil es einfach Lust hat zu erzählen. Es tut das, weil wir ihm das irgendwann aufgetragen haben, es zu tun, weil es damals hilfreich für uns war – und bis wir ihm den Auftrag wieder entziehen, macht es diensteifrig weiter damit.

    Unser Ego ist kein eigenständiges Wesen, sondern das komplexe Konstrukt aus Gedanken, Entscheidungen, Glaubenssätzen, Handlungsmustern und Erfahrungen unseres Lebens. Wir haben es uns in vielen kleinen Schritten komplett selbst erschaffen und konstruiert – oft auch aus einer Not heraus, z.B. weil wir mit Situationen überfordert waren. Dann haben wir Notlösungen eingebaut, die zwar kurzfristig funktionierten, aber langfristig mehr Stress und Leid brachten, als sie zunächst vermieden. Es ist einfach unser selbsterschaffenes Gedankenkonstrukt.

    Das Ego erzählt uns also schon irgendwie diese ganzen Geschichten, weil es uns helfen will. Zumindest war dies sein ursprünglicher Auftrag, an den es sich weiter hält. Und wenn wir plötzlich behaupten, es wäre irgendwie gegen uns, ist das nicht richtig! Das Ego entwickelt keinen eigenen Willen, der sich gegen uns richtet. Es ist unser ergebener Diener, der tut, was wir ihm aufgetragen haben und wir sollten das wertschätzen und dankbar sein. Wenn es also etwas erzählt, was uns davon abhält unser Potenzial zu leben und glücklich zu sein, dann ist es unsere Verantwortung unseren früheren Auftrag umzugestalten.

    Ich finde das ganz wichtig herauszustellen, weil wir sonst dazu neigen unser Ego zu bekämpfen, weil wir es als eine Bedrohung von außen wahrnehmen, die wir nicht kontrollieren können. Und das Ego versucht sich zu wehren, weil es uns im Sinne seines Auftrags helfen will.
    Das Ego ist aber unsere eigene Schöpfung, unser „Baby“ und nicht von uns getrennt. Es gehört zu uns, wie unser eigener Schatten.
    Also können wir es auch umgestalten, indem wir uns unsere alten, limitierenden Notlösungen bewusst machen und neue Geschichten, Glaubenssätze bestellen, bzw. in Auftrag geben.
    Dadurch schalten wir uns neue Handlungsoptionen frei und können so neue Erfahrungen machen, die wiederum unser Denken nachhaltig ändern, so dass das Neue langsam unsere neue gewohnheitsmäßige Wirklichkeit wird, aus der heraus wir denken, kommunizieren und handeln.

    Wenn das Ego diese neuen Aufträge nicht gleich 100% ausführt, dann weil es sich erstmal umgewöhnen und all die angesammelten neuronalen Verknüpfungen Zeit brauchen sich mit neuen Erfahrungen neu zu verknüpfen – und nicht, weil es „nicht will“. Das Ego hat kein eigenes Wollen!
    Es ist wie ein Barkeeper, bei dem wir die letzten Jahre jeden Tag das gleiche bestellt haben und der uns daher schon beim Betreten der Bar unseren XY-Cocktail hinstellt. Wenn wir dann plötzlich einen frischen Saft bestellen, sollten wir ihm nicht den XY-Cocktail an den Kopf werfen, wenn er ihn uns am nächsten Tag wieder unaufgefordert hinstellt. Sonst wird er zu recht grantig.
    Wir sollten ihm statt dessen danken und ihn freundlich daran erinnern, dass wir ab jetzt den frischen Saft trinken wollen (und den Cocktail nicht trinken!).
    Liebe Grüße aus Grünheide bei Berlin!
    Sunny

    Antworten
      • Sunny
        Sunny sagte:

        Hihi, verstehe. Du denkst, du könntest ohne Ego leben!? Also sein, ohne dich mit einer individuellen Person zu identifizieren…?

        Für mich sieht das aus, wie Selbstverleugnung. Als würde man behaupten, man könne ohne seinen eigenen Schatten existieren.
        Ok, in Wahrheit bist du nicht dein Ego – aber du hast eins! Und jeder ist doch für sein persönliches Ego verantwortlich; dafür, wie es gestaltet ist – und wie es ihm und anderen mit seinem Ego, bzw. seinem so-sein geht.

        Sich nicht darum zu kümmern, wie es beschaffen ist, so zu tun, als wäre es nicht die eigene Schöpfung, ist für mich so, als würde man in seinem persönlichen Leben die Pause-Taste drücken und sich so vor dem Leben, dem eigenen so-sein und dem Interagieren mit der Welt, drücken.

        Ist es nicht der Sinn des Lebens – sich mit dem, was man persönlich ist auf den interaktiven Prozess namens „Leben“ einzulassen, mit seinem so-sein Erfahrungen zu machen und sich zu entfalten?

  3. Aronga
    Aronga sagte:

    @Sunny, ich glaube, dass ein Leben ohne Ego dem wahren Leben näher kommt als mit.
    Auf deine Analogie mit dem Barkeeper bezogen wähle ich eine andere alternative. Ich gehe nie wieder in diese Bar. Ich suche mir auch keinen anderen Barkeeper.
    Ich stimme dir zu, dass wir (jeder für sich selbst) das Ego konstruiert haben. Es ist ein nicht wirklich existierendes Konstrukt. Weder materiell noch wirklich geistig.
    Aber wer ist dieses Ich, dass das Ego konstruiert hat? Wer gibt dem Ego Macht?
    Meine Antwort: das Selbst, das wahre ich
    Und dieses Ego lebt, anstatt das Selbst
    Vielleicht ist das ja der Sinn des Lebens als Mensch; vom Ich zum Selbst zurück zu finden.
    Vom illusorischem Leben zum wahren Leben.

    Nochwas: Ego bedeutet doch zu meinen was man ist (persönliche Identifizierung)
    Doch als Individuum bin ich nicht wirklich lebensfähig. Ohne andere kann ich mich gar nicht identifizieren. Ich wüsste noch nicht einmal das ich existieren wenn andere nicht da wären.
    Andere sind der Spiegel in dem ich mich sehen und erkennen kann und dann sind sie auch wieder eine Projektion meines Geistes. Also sind sie im Grunde ein Teil von mir.
    So erfahre ich das und erkenne ich es.

    Antworten
    • Tim Hamer
      Tim Hamer sagte:

      Hey Birgit, die Akademie ist zur Zeit geschlossen. Ich biete nur noch Coachings und Gruppencoachings an. Wenn du daran Interesse hast, schreib mir einfach eine Mail. Die Adresse findest du im Impressum.

      Liebe Grüße,
      Tim

      Antworten

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