Selbstwertgefühl stärken als Mann
Ich freue mich sehr, heute einen Artikel für die Blogparade meiner lieben Freunde Martin und Sven zu schreiben.
Um ehrlich zu sein beschäftigt mich das Thema Männlichkeit seit noch nicht allzu langer Zeit. Zumindest nicht bewusst.
Dennoch habe ich mich mit vielen der Facetten im Bereich Männlichkeit auch schon im Rahmen des Themas Selbstwertgefühl beschäftigt. Da gibt es nämlich so einige Überschneidungen.
In diesem Artikel möchte ich eine Verbindung zwischen den beiden Themen knüpfen und all euch Männern einmal zeigen, wie ihr eurem männlichen Kern näher kommen könnt, indem ihr ganz aktiv an eurem Selbstwertgefühl arbeitet.
Für mich hat sich nämlich herausgestellt, dass hinter vielen dieser Themen in der einen oder anderen Form das Thema Selbstwertgefühl verborgen liegt.
Bevor es losgeht, definiere ich hier einmal kurz, was für mich wahres Selbstwertgefühl ausmacht.
Für mich ist es gleichbedeutend mit einer extrem tief verwurzelten Akzeptanz dir selbst gegenüber.
Einer Akzeptanz, die an keine Bedingungen geknüpft ist.
Du musst keine Leistung bringen oder dich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten, um dir selbst der beste Freund zu sein.
Egal was auch passieren mag, du hast die felsenfeste Überzeugung, dass du immer vollkommen in Ordnung bist.
Du weißt dass du es absolut wert bist, geliebt und gemocht zu werden (ganz vorneweg von dir selbst), auch wenn du nicht mal ansatzweise perfekt bist.
Los geht es also mit dem Artikel.
Männliche Eigenschaften:
Disclaimer: Natürlich gibt es bestimmt auch genauso viele Frauen, die diese Eigenschaften aufweisen. Das ist auch vollkommen in Ordnung so und vielleicht ein Thema für einen anderen Artikel.
Durchsetzungsvermögen
Eine für mich sehr männliche Eigenschaft. Zu wissen, was du willst und dann auch dafür einzutreten stellt für mich eine Urqualität des Männlichen dar.
Auch wenn dir der Wind einmal hart ins Gesicht weht und sich Widerstände wie meterhohe Wellen vor die auftürmen – du bleibst als mutiger Kapitän am Steuerrad deines Lebens stehen und trotzt allen widrigen Umständen tapfer.
Wie willst du das Steuerrad fest in der Hand halten und weitersegeln, wenn du nicht von deiner Fähigkeit überzeugt bist, dass du das Schiff auch wirklich sicher in den nächsten Hafen steuern kannst?
Wird eher schwierig. Ein wesentliches Charakteristikum eines hohen Selbstwertgefühls ist diese komplette innerliche Überzeugung von der eigenen Wirksamkeit.
Diese lässt sich entwickeln, indem wir uns graduell immer neuen Herausforderungen stellen. Wenn du noch ein wenig grün hinter den Ohren bist, was die Seefahrt angeht, dann solltest du vielleicht erst einmal eine Tretbootrunde über die Havel drehen, bevor du deine Einhand-Atlantiküberqueerung angehst.
Nach dem Tretboot ist dann die Jolle dran.
So machst du immer wieder die Erfahrung, dass du mit Herausforderungen klarkommst. Machst du das oft genug und steigerst du den Schwierigkeitsgrad regelmäßig, so enwickelst du irgendwann das Vertrauen in dich selbst, mit allem fertigzuwerden, was da so auf hoher See für Spirenzien auf dich zukommen mögen.
Irgendwann kann dich nichts mehr schocken. Du bist der Fels in der Brandung – sehr männlich.
Sich das nehmen, was man(n) haben will
Natürlich meine ich damit nicht, in den Laden zu gehen, sich das neue iPad in die Tasche zu stecken und ohne zu bezahlen wieder zu gehen.
Ich meine damit, dass du ganz genau weißt, was du im Leben willst und dich auf den Weg machst, um es dir zu holen.
Du übernimmst die Verantwortung, du nimmst das eigene Leben selbst in die Hand weil du weißt, dass du umsetzen kannst, was du dir vornimmst.
Dabei gehst du klar und gradlinig vor und setzt für dich Prioritäten, die im Einklang mit diesen Zielen stehen.
Doch wie soll ein Mann sich nehmen, was er haben will, wenn er tief in seinem Inneren nicht einmal ansatzweise davon überzeugt ist, es auch wirklich zu verdienen?
- Wenn er denkt, er müsste für die Zuneigung seiner Traumfrau noch 27 Eigenschaften an sich ändern und besser aussehen.
- Wenn er denkt, er hätte nicht das Zeug dazu, in seinem absoluten Traumberuf Karriere zu machen.
Wird schwierig.
Hier gibt es sicherlich kein Patentrezept, da diese limitierenden Glaubenssätze so verschieden sind, wie die Leser dieses Artikels. Mir hat es dabei sehr geholfen, generell an meinem Selbstbild zu arbeiten.
Ich schaue mich jeden Tag selbst im Spiegel an. Ganz bewusst. Ich schaue mir in die Augen und schaue dahinter. Ich sehe dahinter so viel Wertvolles, so viel Liebenswertes. Ich sage mir Dinge wie: „Ich habe alles Glück, alle Liebe und allen Erfolg dieser Welt verdient – weil ich ich bin.“
Nimm dir einmal einige Minuten Zeit, stelle dich vor einen Spiegel und schaue dir tief in die Augen und versuche, dahinter zu sehen.
Darin liegt unglaublich viel Macht und Entwicklungspotential für dein Selbstbild.
Seinen eigenen Weg gehen
Seinen eigenen Weg zu gehen hat viel damit zu tun, wie sehr ich mich selbst kenne und mich spüren kann.
Ich glaube, viele Männer haben heute so stark die Verbindung zu sich selbst verloren, dass ihnen ein klares Bild davon fehlt, was sie gerne mit ihrem Leben anfangen wollen.
In diese Leere (von wem auch immer sie erzeugt wurde) treten dann oftmals vorgefertigte Karrieremodelle, die sich zwar nicht gerade wie der Himmel auf Erden anfühlen, mit denen man aber ganz gut über die Runden kommt.
Selbstwertgefühl hat viel damit zu tun, sich selbst zu kennen, zu spüren und in intensiven Kontakt zu treten. Nur wenn ich mich spüren kann und mich vor allem auch spüren will, dann kann ich auch wissen, was sich gut für mich anfühlt und was nicht.
Außerdem entscheidet das Selbstwertgefühl dann auch darüber, ob ich es überhaupt als richtig ansehe, dass ich mich an erste Stelle setze und für die Umsetzung meiner Träume und Ziele eintrete.
Um deinen eigenen Weg zu gehen ist es wichtig herauszufinden, was du wirklich willst.
Dazu können wir noch einen Schritt weiter nach hinten gehen und erst einmal die Fähigkeit entwickeln, uns selbst überhaupt zu spüren. Ein famoser Weg dazu führt durch unseren Körper. Ich glaube, dass heute viele Menschen sehr stark von ihrem Körper abgeschnitten sind.
Diesen Kontakt wollen wir wieder herstellen.
Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, immer und immer wieder aus meinem Kopf in meinen Körper zurückzukehren. Sitze ich in der U-Bahn, dann spüre ich das Ruckeln der Bahn und meinen Arsch auf der Unterlage. Wasche ich mir die Hände, dann richte ich meine Aufmerksamkeit ganz gezielt auf das warme Wasser und wie es meine Hände umspült.
Haben wir das ein wenig geschult, dann können wir uns die einfache Frage stellen: „Was ist es, an das ich jeden Tag denke und was spüre ich dabei?“
Die Antwort auf diese Frage leitet dich recht eindeutig in die richtige Richtung.
Jetzt heißt es, die Verantwortung zu übernehmen und durchsetzungsstark (sieht Punkt 1) die ersten Schritte zu unternehmen.
Was sich jetzt übrigens gut und richtig anfühlt, kann in 5 Jahren von heute schon wieder veraltet sein. Bleibe also ständig dabei und spüre weiter in dich hinein.
Zu seinen Gefühlen stehen und sie Ausleben (authentisch sein)
Ich glaube das Bild vom harten Kerl, der nie Gefühle zeigt, ist in unserer Gesellschaft längst out. An diese Stelle ist das Bild von einem Mann getreten, der stark ist, zu sich steht – und genau deshalb keine Scheu hat, seine Gefühle offen zu zeigen und auszuleben.
Nicht die Maske einer gespielten Unantastbarkeit ist wahre Stärke, sondern ein offener Umgang mit Schwächen und Gefühlen. Denn hier machen wir uns verletzlich, hier liefern wir uns aus. Wahre Stärke besteht darin, nichts verstecken zu wollen.
Dafür ist es zuerst einmal wichtig zu wissen, was da überhaupt für Gefühle sind. Wie du dem näher kommen kannst, dazu findest du einige sehr interessante Artikel auf diesem Blog und auch im vorhergehenden Punkt dieses Artikels.
Seine Gefühle zu zeigen bedeutet nicht, wie ein weinendes Baby in der Ecke zu kauern und um Mitleid zu flehen. Es bedeutet in allererster Linie, sich komplett so zu akzeptieren, wie man ist. Mit allen Facetten.
Da gehören die Gefühle, und ich weiß das hören viele Männer nicht so gerne, nun einmal zu einem nicht unerheblichen Anteil dazu.
Selbstwertgefühl bedeutet also, deine Gefühle zu akzeptieren. Das ist der erste Schritt. Wenn ich meine Gefühle akzeptiere und nicht mehr gegen sie ankämpfe, dann fällt es mir auch viel leichter, sie offen zu zeigen.
Uns wird in der Kindheit und der Schule beigebracht, dass manche Gefühle gut sind, manche wiederum schlecht. Wenn wir genügend Bewusstheit haben und entscheiden können, dass alle Gefühle da sein dürfen und okay sind, dann ist das ein riesiger Schritt zu mehr Authentizität.
Haben wir einmal erkannt, dass es in uns keine „schlechten“ Gefühle gibt, dann ist das Ausleben dieser fast ein Kinderspiel.
So entsteht in Wechselwirkung mehr Selbstwertgefühl und dadurch wiederum mehr Authentizität. Eine positive Spirale nach oben nimmt ihre Arbeit auf.
Herausforderungen annehmen
Nichts ist männlicher, als sich ständig neuen Herausforderungen zu stellen und seine Fähigkeiten auf die Probe zu stellen. Ob das im Sport ist, in der Beziehung oder im Business. Die richtige Dosis an Herausforderung macht das Leben erst lebenswert und lässt dich als Person extrem wachsen.
Sich herauszufordern ist etwas Ur-männliches, nur der Umgang mit Niederlagen hat in unserer Gesellschaft einen für uns ungünstigen Beigeschmack.
Fehler sind per se schlecht – das haben wir schon in der Schule gelernt. Fehler = Rotstift = Druck zu Hause.
Ein hohes Selbtwertgefühl spielt hier in soweit eine Rolle, als dass Herausforderungen eine große Hürde für uns darstellen, wenn wir Niederlagen in jeglicher Form auf uns als Person beziehen.
Läuft ein Business nicht ganz so, wie geplant, dann wird jemand mit einem schlechten Selbstwertgefühl das darauf zurückführen, dass er generell unfähig ist. Jemand mit einen hohen Selbstwertgefühl das Ergebnis analysieren, seine Lektionen lernen und weitergehen.
Er als Person hat da wenig mit zu tun.
Auch hier lernen wir am besten wieder nach dem learning by doing Prinzip. Du kannst nur erfahren, wie du dich in Zeiten einer Niederlage fühlst, wenn du mal eine richtige Niederlage eingesteckt hast.
Alle Gedankenexperimente sind da vergeudete Zeit. Sind wir in solchen Situationen aufmerksam, bewusst und ganz bei uns, so können wir extrem viel über uns selbst lernen und uns angewöhnen, liebevoll und mitfühlend mit uns zu sein.
Also zäumen wir das Pferd von hinten auf, setzen uns immer wieder kleinen Herausforderungen aus, steigern diese, wachsen daran und bauen gleichzeitig unser Selbstwertgefühl immer weiter auf und kommen unserem männlichen Kern näher.
Sich selbst ausdrücken anstatt andere zu beeindrucken
Sagst du, was du sagst, weil du es interessant findest und gerne Wert zu dem Gespräch beisteuern möchtest – oder, willst du ein bestimmtes Bild von dir bei dem anderen Menschen erzeugen?
Männlich ist es, selbst darüber zu bestimmen, wie du dich siehst und dir selbst Anerkennung zu geben, anstatt mit tollen Geschichten oder purer Angeberei eine Reaktion deines Gegenübers zu erhaschen.
Auch hierzu gehört wieder eine Menge Selbstwertgefühl und Gespür für dich selbst. Denn solch ein Verhalten ist in den meisten Fällen sehr subtil.
Ich hinterfrage mich immer wieder: „Wieso erzähle ich gerade genau diese Geschichte?“
Außerdem bemühe ich mich dann, so viel Wert in das Gespräch einzubringen, wie ich nur kann. Mein Ziel ist es, dass mein Gesprächspartner sich nach dem Gespräch besser fühlt, also zuvor und nicht dass er denkt: „Wow, der Tim, das ist ja ein krasser Kerl.“
Dass ich das bin, das weiß ich nämlich selber. :)
Mit der Angst vor Zurückweisung umgehen
Es ist immer das Gleiche: Wollen wir ein Business gründen und unsere Träume leben, wollen wir eine schöne Frau kennenlernen, wollen wir diese Frau zu unserer Freundin oder Frau machen, wollen wir neue Kontakte knüpfen – es sind immer andere Menschen mit involviert und das bedeutet, es besteht immer die Gefahr einer Zurückweisung.
Die holde Dame kann keinen Bock auf euch haben, die Menschen können euer Produkt nicht annehmen oder die potentiellen neuen Freunde reagieren nicht auf eure Nachrichten.
Wie auch immer, um Zurückweisung kommst du im Leben nicht vorbei.
Hier sind wir auch schon mitten im Thema und gleichzeitig beim wichtigsten Punkt: Viele Männer versuchen genau dies. Sie gehen keine Risiken ein und schleichen beispielsweise an der süßen Frau vorbei, anstatt ihr offen ihre Zuneigung spüren zu lassen.
Doch das ist nicht männlich. Denn du kommst mit dieser Vermeidungshaltung nur vordergründig an Zurückweisung vorbei. In Wahrheit weist du selbst dich nämlich schon zurück, bevor es jemand anders tun kann.
Wenn du die Frau nicht ansprichst, dann hast du auch einen Korb bekommen – nur eben von dir selbst. Du traust es dir nicht zu, mit solch einer Frau in Kontakt zu kommen und versuchst es deshalb gar nicht erst.
Hier sind wir wieder direkt beim Selbstwertgefühl. Ein hohes Selbstwertgefühl zu haben bedeutet, dass du selbst über deinen Wert entscheidest, anstatt es von Reaktionen von anderen Menschen abhängig zu machen.
Wenn du das weißt und selbst über deinen Wert als Person bestimmst, dann brauchst du auch keine Angst mehr vor Zurückweisung zu haben. Klar, das fühlt sich für keinen in diesem Moment wirklich gut an. Aber es sagt eben nichts über dich aus und stürzt dich daher auch nicht in ein Tal der Tränen.
Deute die Angst vor Zurückweisung als Indikator, dass du deinem Ziel ganz sicher einen großen Schritt näher kommst, wenn du jetzt durch dieses Gefühl durchgehst und handelst, anstatt dir selbst wieder einmal einen Korb zu geben.
Liebe Grüße
Tim
Hier findest du die anderen Beiträge dieser Blogparade:
- Weiblichkeit Ich darf das, ich bin ein Mädchen! bei singleindergrossstadt.de
- Bist Du zu Hause ein Mann oder nur ein grofles Kind? Warum Du Deine Männlichkeit als Vater leben solltest. bei papa-online.com
- Authentisch Mannsein in Zeiten von Feminismus und Machismus bei marklambert.de
- Vater Sohn Beziehung – Warum sie so wichtig f¸r deine Mannwerdung ist bei magickmale.com
- Was macht einen Mann männlich? Die Perspektive einer spirituellen Frau. bei frompaintopower.de
- Weiblich oder Männlich? Das Märchen der zwei Geschlechterrollen bei flirtuniversity.de
In meiner Arbeit mit Männern sehe ich immer wieder, dass das Thema Selbstwert ein großes ist. Versteckter als bei Frauen und erst auf den zweiten oder dritten Blick erkennbar, nichtsdestotrotz ist es vorhanden.
Ich sehe, dass sensible Männer oftmals nicht genau wissen, was ist männlich, was ist egostisch oder was bedeutet leadership? Sie sind in der Durchsetzung ihrer Interessen verunsichert und sowohl Frauen als auch Männer sollten ein neues Miteinander erarbeiten – das ist ja Gott sei Dank auch im laufen :-) Alles Liebe und Danke für deine inspirierende Arbeit – lg Riccarda
Danke für deinen Kommentar und das Lob :)
Das mit dem neuen Miteinander sehe ich sogar global passieren im Moment. Es wird spannend ^^
Bester Artikel zum Thema!
Danke :)
Es kommt glaub auch darauf an, ob es ein heterosexueller oder homosexueller Mann ist. Die klassischen Rollenverteilungen sind homosexuellen Männern nicht so wichtig, oder können diese eh nicht so leben, wie die Gesellschaft es vorgibt. Themen wie Selbstbewustsein oder Selbstwertgefühl beschäftigen beide Geschlechter, egal welche Neigung, egal welche Kultur oder welches Land, überall auf der Welt. Das ist ein Stück weit, was dir durch Erziehung mitgegeben wurde. Meine Meinung. http://www.ralfhauser.wordpress.com