Grenzen setzen

Entspannt und gelassen Grenzen setzen

Persönliche Grenzen sind wichtig. Sie schützen uns davor, schlecht behandelt, ausgenutzt oder über den Tisch gezogen zu werden.

Sie helfen uns, mit erhobenem Haupt durch die Welt zu gehen und uns durchzusetzen, falls das nötig sein sollte.

Grenzen sind individuell. Wo ein Mensch komplett an die Decke geht, bleibt ein anderer vollkommen entspannt.

Sie sind nicht automatisch gut oder schlecht. Sie sind zuerst einmal neutral.

Grenzen können sich sogar widersprechen. Ein Mensch findet es unangemessen, von fremden Menschen direkt angefasst zu werden.

Jemand anderers findet es unverschämt, bei der Begrüßung distanziert behandelt zu werden.

Genau aus diesem Grund bergen Grenzen Konfliktpotential. Deshalb fällt es vielen Menschen das Grenzen setzen schwer. Sie haben Angst vor Konflikten und zwischenmenschlicher Spannung.

Dann ordnen sie sich lieber unter, aus Angst anzuecken.

Doch “Ja” -sagen obwohl du es nicht willst heißt auch immer “Nein” -sagen zu dir.

Uns sind andere oft wichtiger als wir selbst. Das ist per se nicht schlecht. Hilfsbereitschaft und Offenheit gehören zu einem guten sozialen Miteinander dazu.

Leider hat chronisches Unterordnen viel mehr mit einem schlechten Selbstwertgefühl und mangelndem Selbstrespekt zu tun als mit Nächstenliebe und Selbstlosigkeit.

Was bedeutet es, Grenzen setzen zu können

Lass uns zuerst einmal klären was es bedeutet, wenn man Grenzen setzen kann.

Grenzen zu setzen heißt, “Nein” oder “Stop” sagen zu können.

Es bedeutet, deine Werte zu kennen und für sie einzustehen.

Es bedeutet, dass du ein klares Bild davon hast, was Menschen mit dir machen dürfen und was nicht – und dass auch durchsetzt.

Es heißt genau zu wissen, was du bereit bist für andere zu tun, und was nicht.

Doch genau das fällt vielen Menschen aus den folgenden Gründen leider viel schwerer als es müsste.

Wieso wir keine Grenzen setzen können

1. Angst vor Ablehnung

Grenzen setzen Angst vor Ablehnung

Wir Menschen sind Rudeltiere. Soziale Einbindung ist für uns lebensnotwenig. Aus diesem Grund haben wir großen Schiss davor, von der Gruppe verstoßen zu werden.

In früheren Zeiten hätte das den Tod bedeutet.

Deshalb sind wir in sozialen Situationen oft vorsichtig. Wir stecken oft lieber zurück, als dass uns jemand nicht mehr mag.

Wir wollen von anderen nicht als egoistisch, gemein oder rücksichtslos bezichtigt werden.

Wir haben Angst, dass sie uns nicht mehr mögen. Doch heute ist aus der Gruppe ausgestoßen zu werden nicht mehr lebensgefährlich.

Das Gegenteil ist oft der Fall.

Wenn wir souverän und ruhig Grenzen setzen, führt das zu mehr Stabilität in der Gruppe.

Unterschwellige Konflikte können so erst gar nicht entstehen und die Atmosphäre vergiften.

2. Angst vor Konflikten

Doch in der heutigen Gesellschaft werden Konflikte als etwas grundsätzliches negatives angesehen.

Konflikten sollte besser aus dem Weg gegangen werden.

Sie werden als unangenehm oder gar gefährlich wahrgenommen. Wir sind eher bereit, Demütigungen zu “schlucken” oder Ausnutzen zu akzeptieren, als für unsere Grenzen einzustehen und so einen Konflikt zu riskieren.

Auch wenn wir immer einen Grund finden, uns dieses Verhalten schönzureden – unser Unterbewusstsein betrügen wir nicht.

Es registiert jede noch so kleine Inkongruenz. Innerlich baut sich so Spannung auf. Unser Selbstwertgefühl nimmt schaden.

Außerdem zieht es uns Energie ab, denn die Demütigung kreist noch wochenlang in unserem Bewusstsein umher.

Zum anderen ist ein vernünftiger Umgang mit der “Gegenseite” kaum mehr möglich. In uns ist solch eine Ladung präsent, dass wir entweder in die Luft gehen oder diese Person aus Angst meiden.

Manchmal kommt es dann wegen den größten Kleinigkeiten zum Eklat. Wir rasten völlig überzogen aus und schaden uns und der Beziehung zu unserem Gegenüber mehr, als dass wir damit irgendetwas klären.

Hätten wir direkt eine Grenze gesetzt, hätten wir zwar einen Konflikt riskiert. Dieser wäre aber deutlich weniger dramatisch gewesen, als die aufgeladene Situation, in der wir uns jetzt befinden.

Kleiner Hinweis: Immer, wenn du dich bei jemandem über andere beschwerst, ist dort Ladung auf diese Personen. Frage dich, wo hat diese Person eine Grenze von dir übertreten. Dann nimm all deinen Mut zusammen und kommuniziere es dieser Person.

3. Der Drang gefallen zu wollen

Wenn wir allen alles Recht machen wollen, dann wollen wir anderen gefallen.

Wir haben Angst davor, dass jemand schlecht über uns redet. Wir wollen verhindern dass Menschen denken wir wären faul, egoistisch oder rücksichtslos.

Wir wollen Anerkennung.

Diese Sucht nach Anerkennung resultiert aus einem schlechten Selbstwertgefühl. Wir wollen immer dann Bestigung von Außen, wenn wir sie uns selbst nicht geben können.

Weil wir denken, wir wären wenig wert. Wir glauben, wir müssten diesen Wert immer wieder beweisen.

Übrigens, wie wichtig können wir unsere Grenzen überhaupt nehmen, wenn wir denken wir wären weniger wert?

So reden wir allen nach dem Mund und vermeiden Grenzkonflikte. Hier fahren wir ein viel zu großes Risiko, abgelehnt zu werden.

Auf lange Sicht schaden wir uns und der Beziehung zu anderen. Außerdem ordnen wir uns immer weiter unter. So wollen wir immer mehr gefallen und haben immer mehr Schwierigkeiten, unsere Grenzen zu wahren.

Wie du lernen kannst, Grenzen zu setzen

1. Ein hohes Selbstwertgefühl als Grundlage

Um konsequent Grenzen zu setzen und für sie einzustehen, musst du von deinem Wert als Mensch überzeugt sein.

Du musst innerlich ganz klar wissen, dass deine Grenzen schützenswert und wichtig sind.

Sei der wichtigste Mensch in deinem Leben.

Das hat nichts mit Egoismus zu tun. Wer zu selbstlos ist und sich für andere aufgibt, schadet sich selbst dabei.

Damit du dich ehrlich und ohne falsches Pflichtgefühl liebevoll um andere kümmern musst, musst du dich erstmal um dich selbst kümmern.

Wenn du das nicht vorher tust, ist keine Kommunikation auf Augenhöhe möglich. Du wirst helfen, weil du denkst man müsste anderen helfen, nicht weil du es wirklich willst.

2. Werde dir deiner Grenzen bewusst

Grenzen setzen Werte

Um aufrichtig für deine Grenzen einstehen zu können musst du sie zuerst kennen.

Klingt logisch?

Ich bin mir sicher dass eine Menge Menschen sich noch nie bewusst Gedanken über ihre Grenzen gemacht haben.

Wir sind uns über viele unserer Grenzen nicht bewusst. Doch wenn sie überschritten werden, bekommen wir das garantiert mit.

Sofort macht sich ein unangenehmes Gefühl ins uns breit. Wir werden angespannt. Wut oder auch Verzweifelung stellen sich ein.

2.1 Fragen, um deine Grenzen kennenzulernen

Um deine persönlichen Grenzen herauszufinden, frage dich:

  • Wann hattest du das letzte Mal das Gefühl, dich verteidigen zu müssen?
  • Wann hast du das letzte Mal bereut etwas getan zu haben, was du eigentlich nicht tun wolltest?
  • Über welches Verhalten eines Menschen hast du dich das letzte Mal bei jemand anderem beschwert?

Solche und ähnliche Fragen geben einen Hinweis auf deine Grenzen. Sie herauszufinden ist der erste Schritt, um für sie einzustehen. Um einen Schritt tiefer zu gehen, frage dich:

  • Was sind deine Werte und Überzeugungen?

2.2 Werte und Überzeugungen

Wie deine Grenzen aussehen ist eng mit deinen Werten gekoppelt. Wie eingangs schon beschrieben sind Grenzen individuell.

Wenn Privatsphäre ein hoher Wert von dir ist, übertritt jemand deine Grenze, wenn er dich unangemeldet besuchen kommt. Wenn dir Geselligkeit wichtiger ist, wirst du dich darüber freuen.

Im zweiten Fall wurde keine Grenze wurde übertreten, im ersten schon. Frage dich also, was deine Werte sind.

  • Was ist dir wichtig im Leben?
  • Was würde mir fehlen?
  • Was will ich in der Welt ändern?
  • Was sollten Menschen öfters tun?

Diese Fragen geben dir einen guten Eindruck davon, was deine Werte sind. Wenn sie verletzt werden, übertreten Menschen eine deiner Grenzen.

2.3 Wo und wann werden deine Grenzen missachtet

Finde im nächsten Schritt heraus, in welchen Situationen du ausgenutzt wirst. So erkennst du die Bereiche, in denen am dringendsten gehandelt werden muss.

Frage dich dazu:

  • Wie sah die Situation aus?
  • Welche Gefühle hast du?
  • Wovor hattest du Angst?
  • Was hast du gedacht?
  • Was war der Auslöser?
  • Welche negativen Folgen hattest du im Kopf?

2.4 Lass die belastenden Emotionen los

Grenzen setzen Loslassen

Wenn Menschen jahrelang Grenzüberschreitungen tolerieren, dann kann sich eine Menge Ladung aufstauen.

Wenn du nach einem Artikel über Grenzen setzen suchst dann kann ich mir vorstellen, dass du die Nase ganz gut voll hast. Vielleicht bist du wütend oder enttäuscht.

Wenn wir anfangen, mehr Grenzen zu setzen, dann reagieren wir am Anfang oftmals über.

Wir suchen Konfrontation mit jedem oder hauen generell erstmal ein hartes “NEIN” raus.

Aus Wut oder Unsicherheit schießen wir über das Ziel hinaus.

Damit machen wir uns im besten Falle ein wenig lächerlich, im schlimmsten richten wir zwischenmenschlich großen Schaden an.

Ich verstehe dich: Du willst etwas ändern und nicht mehr alles mit dir machen lassen. Das ist sehr mutig und wird dein Leben verändern.

Sei dir trotzdem dieser Ladung bewusst. Schaue, ob starke Emotionen in dir brodeln und lasse sie vorher los (Wie das geht erfährst du in meinem Artikel über das Loslassen).

3. Das wichtigste Mindset um Grenzen zu setzen

Gehe immer davon aus, dass andere Menschen nicht von grundauf böse sind. Sie sind oft auch unbewusst. Niemand ist perfekt.

Viele suchen einen einfachen Weg für ihr Leben.

Immerhin hast du es ihnen mit deinem Verhalten auch sehr leicht gemacht. Natürlich dient das nicht als Entschuldigung, aber habe Nachsicht.

Mit diesem Mindset verhinderst du, dass du anderen vorschnell grobe Vorwürfe machst (und diese im schlimmsten Fall noch nicht einmal aussprichst) und so eure Beziehung vergiftest.

Jeder Mensch versucht, glücklich zu sein.

Gleichzeitig ist niemand perfekt. Deshalb sind die Versuche mancher Menschen sicherlich nicht optimal.Zeige daher Mitgefühl, auch wenn es schwer ist.

Aus diesem Mindset lassen sich Grenzen dann auch viel souveräner setzen.

4. Kommuniziere angemessen

Wenn jemand jahrelang Demütigungen geschluckt hat und systematisch ausgenutzt wurde, kann das erste Grenzen setzen ein wenig holprig sein.

Vielleicht agiert er noch ein wenig zu zhaghaft oder schießt schroff über sein Ziel hinaus.

Kommuniziere daher freundlich aber bestimmt.

Die meisten Menschen respektieren deine Grenzen, wenn du sie ihnen freundlich zeigst.

Auch wenn du Mitgefühl zeigst und dem anderen signalisierst, dass du ihr Bedürfnis respektierst, kannst du viele Situationen entschärfen.

Dein Gegenüber wird dann genauso Verständnis für deine Grenze aufbringen und ihr werdet gemeinsam eine Lösung finden, die für beide angemessen ist.>

5. Kommuniziere klar anstatt rumeiern

Grenzen setzen Kommunikation

Klare Grenzen machen es einfach, sie zu respektieren. Wenn niemand so genau weiß, was er sich bei dir leisten kann und was nicht, werden deine Grenzen viel leichter aus Versehen übertreten.

Mache also unaufgeregt aber deutlich klar, was geht und was nicht geht. Im besten Falle schon bevor eine Situation aus dem Ruder läuft.

Mache es dir zur Regel, dass du ein Thema spätestens dann ansprichst, wenn es dich 3x genervt hat. So kannst du verhindern, dass du dich über die Zeit so reinsteigerst, dass aus lauter angestauter Wut keine neutrale Kommunikation mehr möglich ist.

6. Fange klein an

Fange beim Grenzen setzen klein an. Suche dir zum Anfang Situationen, die dich nicht direkt auf 180 bringen.

Es sollte sich bei diesen Situationen nicht allzu viel Wut angestaut haben.

7. Ein Teil-Nein tut es auch

Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Du musst nicht immer mit der Faust auf den Tisch hauen und alle Brücken hinter dir abbrechen.

Manchmal kann auch ein Teil-Nein reichen. Mal angenommen, jemand fragt dich ständig, ob du ihm helfen möchtest. Diese Person ist dir wichtig und du möchtest helfen, musst dafür aber deine eigenen Ziele zurückschrauben.

Eine Möglichkeit wäre nun dieser Person einen festen Zeitrahmen zu stecken. Du sagst ihr dass du ihr gerne hilfst, aber nach 30 Minuten wieder zu deinen Aufgaben zurückkehren musst.

8. Stehe zu deiner Grenze

Einige Menschen werden versuchen, auf die Tränendrüse zu drücken. Vor allem dann, wenn sie sich schon lange auf dich verlassen haben.

Vielleicht drohen sie dir auch. Sie deuten an, dass sie den Kontakt mit dir abbrechen wollen oder ganz schrecklich doll enttäuscht von dir sind.

Lass dich nicht erpessen oder unter Druck setzen. Stehe zu deiner Grenze. Wenn du dir sicher bist, dass du etwas nicht tun willst, dann halte auch diesen Sturm aus.

Es wird sich lohnen und dich selbstbestimmter und selbstbewusster machen.

Mögliche Negative Folgen von Grenzen

Zu enge Grenzen können sich auch negativ auf unser Leben auswirken. Grenzen sollten nicht dazu führen, dass wir einen riesigen Schutzwall um uns aufbauen.

Dann vereinsamen wir schnell aus Angst, dass uns jemand verletzt oder betrügt.

Schaue daher auch, wie dich Grenzen möglicherweise einschränken. Es bringt nichts, angespannt und kampfbereit durch das Leben zu hetzen in ständiger Angst, jemand könnte unsere Grenzen verletzen.

Unser Ziel ist es, deutlich aber liebevoll und entspannt Grenzen zu setzen.

Nichts ist in Stein gemeißelt

Grenzen setzen Zeitrahmen

Grenzen sind nicht in Stein gemeißelt.

Es gibt immer die Möglichkeit, die eigenen Grenzen aufzuweichen. Du kannst dich jederzeit dazu entscheiden, nachsichtig zu sein.

Achte dabei aber immer darauf, dass du es tust, weil du es willst, nicht weil jemand anderes dich emotional unter Druck gesetzt hat.

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