Wieso die Angst vor Entscheidungen dein Leben ruinieren kann
Entscheidungen zu treffen ist hart. Ich weiß das aus eigener Erfahrung.
Ich neige auch dazu, Entscheidungen aufzuschieben. Insgeheim hoffe ich, dass sie alles schon irgendwie lösen wird.
Am besten ohne, dass ich Verantwortung übernehmen muss. Ohne, dass ich mich meinen Ängsten stellen muss.
Manchmal hat das kurzfristig gut funktioniert. Doch die langfristigen Konsequenzen davon waren fürchterlich.
Auswirkungen der Angst vor Entscheidungen
So habe ich früher oft Beziehungen nicht beendet, aus Angst meinen Partner zu verletzen.
So bin ich in Beziehungen hängengeblieben, die ich nicht mehr wollte. Meine Partnerin hat das natürlich unbewusst gemerkt und ständig lag unausgesprochene Spannung in der Luft.
Ich habe eine Ausbildung, die mich an den Rande eines Nervenzusammenbruchs gebracht hat nicht abgebrochen.
Ich hatte schlicht Angst, mir dadurch meine Zukunft zu versauen.
Ich bin jeden Tag mit zermürbender Angst zur meiner Ausbildung gefahren und war dort so angespannt, dass ich einen Fehler nach dem anderen gemacht habe.
Auch wenn ich im Moment um den Stress und Druck einer Entscheidung drum herumgekommen bin – langfristig hat es mir nur geschadet.
All das hätte vermieden werden können, wenn ich meine Angst vor Entscheidungen besser im Griff gehabt hätte.
Die Angst vor Konsequenzen
Wir haben keine Angst vor Entscheidungen. Wir haben Angst vor den Konsequenzen unserer Entscheidungen.
- Wir haben Angst, uns die Zukunft zu verbauen
- Wir haben Angst, dass uns jemand zurückweist
- Wir haben Angst, anzuecken
- Wir haben Angst, zum Gespött der Leute zu werden
- …
Die Liste unserer Ängste ist lang. Doch lösen wir unsere Angst nicht auf, indem wir uns vor Entscheidungen verstecken. Wir unterdrücken sie nur.
Das führt dazu, dass die Angst immer stärker wird und wir noch mehr Probleme mit unserer Entscheidungsfindung haben.
Wir haben also kein Entscheidungsproblem.Wir haben ein Angstproblem. Wenn wir die Angst vor der Zukunft im Griff haben, wird es uns viel leichter fallen, Entscheidungen zu treffen.
Das Schlimmste, was passieren kann
Oftmals ist unsere Angst vor der Zukunft unbegründet. Sie basiert nicht auf Fakten sondern auf Fehleinschätzungen unsererseits.
Das sollte dich jetzt in meinem Falle dazu verleiten, deine Angst zu unterdrücken. Ein produktiver Umgang mit unseren Gefühlen ist zentral, wenn wir glücklich leben wollen.
Wie du mit deinen Gefühlen umgehst, das erfährst du in diesem Artikel.
Es geht zuerst darum, seine Angst zu akzeptieren. Wir wollen Angst nicht als etwas betrachten, was zu vermeiden ist.
Das heißt jedoch nicht, dass wir den Horrorvisionen in unserem Kopf weiterhin glauben schenken müssen. Am Ende sind sie verantwortlich dafür, wenn wir Angst vor Entscheidungen haben.>
Mehr Lockerheit bei Entscheidungen
Wir stellen uns Konsequenzen vor, mit denen wir nicht umgehen könnten. Wir glauben es könnten Dinge passieren, die uns überfordern. Wir sehen unser Leben den Bach herunter gehen.
Doch das, mein Freund, ist nur in deinem Kopf. Ich schwöre Stein und Bein darauf dass 99.9% der Dinge der in deinem Kopf lebensbedrohlich wirkenden Konsequenzen niemals eintreten werden.
Wenn du ehrlich zu dir bist wirst du mir beipflichten. Unser Kopf versucht uns trotzdem mit aller Macht vor etwas zu schützen, was extrem unwahrscheinlich ist.
Das hat leider weitreichende Konsequenzen auf unser Leben.
Denn wenn wir keine Entscheidungen treffen können, sind wir nicht frei.Wir können persönlich nicht wachsen. Wir verharren in Lebensumständen, die nicht gut für uns sind. Wir verballern eine Menge Energie mit Grübeln.
Also Glaube deinem Kopf nicht alles.
Merke, dass in deinem Kopfkino Filme ablaufen, die nichts mit der Realität zu tun haben.
Keine Konsequenzen
Bemerke auch, dass sich 99.9% all deiner Entscheidungen nicht gravierend auf dein Leben auswirken werden.
Frage dich, welchen Einfluss diese Entscheidung wohl in 5 oder 10 Jahren auf dein Leben haben wird. Bis auf ganz wenige Ausnahmen ist der Einfluss minimal.
Wieso also dann so wie Wind um eine Entscheidung machen?
Wenn sie sowieso keine Konsequenzen hat, dann können wir auch ganz ohne Stress entscheiden.
Selbstvertrauen
Es gibt Entscheidungen, die könnte man sein ganzes Leben bereuen. Ein Kind mit dem falschen Partner zum Beispiel.
Doch mit ewiger Reue schadet man sich nur selbst. Die Entscheidung kann sowieso nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Es gibt eine Menge Mittel und Wege, auch mit Fehlentscheidungen gut leben zu können. Es gibt immer die Möglichkeit, selbstbewusst mit Fehlern umzugehen und zu ihnen zu stehen.
Es muss ja nicht immer gleich die Kinderentscheidung sein.
Aber wenn du das Selbstvertrauen hast und weißt, dass du auch aus einer möglicherweise schlechten Entscheidung das beste machen wirst, dann wird sich deine Angst vor Entscheidungen schnell in Luft auflösen.
Fehler gibt es nicht
Sieh es daher einmal so. Du kannst keinen Fehler machen. Denn oftmals sprechen zum Zeitpunkt der Entscheidung tatsächlich viele Gründe für diese Entscheidung.
Also hast du nicht dumm entschieden, dir fehlten einfach Informationen. Niemand kann in die Zukunft gucken und hinterher ist man immer schlauer.
Also abhaken und daraus lernen. Tatsächlich entwickeln wir uns am schnellsten weiter, wenn wir viel entscheiden, viel Feedback bekommen und es das nächste Mal besser machen.
Studien konnten zeigen dass Menschen mit einem guten Bauchgefühl so treffsicher entscheiden, weil sie schon viele Entscheidungen in diesem Bereich getroffen haben.
Sie haben eine unglaublich große Datenbank aus Erfahrungen angelegt, die sie bei jeder Entscheidung unterstützt.
Am Ende bereuen wir keine Entscheidung am meisten
Mit Fehlentscheidungen können wir umgehen. Wir haben alle Fakten gewälzt, und Zeit gelassen, in uns hineingespürt.
Letztendlich haben wir mit all unserer Kraft versucht, die beste Entscheidung für uns herauszuholen.
Dass es letztendlich die zweitbeste Option war, können wir verschmerzen.
Doch wenn wir aus Angst herumeiern und eine gute Chance verpassen, weil wir uns schlicht nicht entscheiden konnten – das nagt so richtig an uns.
Halte dir das vor Augen, wenn du das nächste Mal Angst vor einer Entscheidung hast. Egal wie du dich entscheidest, es wird besser sein als weiterhin in Schockstarre zu verharren.
Das ist wieder ein wunderbarer Artikel, Tim!
Mir fiel dabei sofort das Mark-Twain-Zitat ein: „In meinem Leben habe ich unvorstellbar viele Katastrophen erlitten. Die meisten davon sind nie eingetreten.“
In einer üblen Situation zu lange zu bleiben – das habe ich auch erlebt. Im Nachhinein ist man schlauer, aber in dem Moment selbst war es mit Sicherheit die (damals) beste Lösung. Die einzige. Wir neigen ja dazu, uns hinterher zu zerfleischen. Aber damals waren wir jünger, hatten weniger Erfahrung. Wir haben mit unseren damaligen Ressourcen unser Bestes gegeben. In Zukunft können wir dann hoffentlich vermeiden, dieselben Fehler immer wieder zu machen. Wir wachsen ja.
Hey Marie,
du hast Recht, wir tun immer unser bestes – mit den Mitteln, die uns gerade zur Verfügung stehen. Diese Einstellung nimmt so viel Druck :)
Liebe Grüße,
Tim
Heyo, der Artikel gefällt mir wirklich sehr gut.
Entscheidungen für mein Leben zu treffen, war für lange Zeit eines meiner größten Probleme überhaupt. Ich wollte immer die perfekte Entscheidung treffen (die es aber leider nicht gibt). Das hat mich davon abgehalten mich überhaupt zu entscheiden.
Und das Schlimmste ist meiner Meinung nach, wenn man vor lauter Angst gar keine Entscheidung trifft.
Der Part mit „Fehler gibt es nicht“ gefällt mir besonders gut und wenn man diese Wahrheit erstmal tief versteht, scheut man sich weniger vorm Treffen von Entscheidungen.
Immer weiter so Tim!
Greetings, Robert
Danke Robert,
ja ich denke auch, dass man sich da selbst eine Menge Steine in den Weg legen kann. Aber zum Glück gibt es ja Wege, damit umzugehen :)
Liebe Grüße,
Tim
Hallo Tim,
mein lieber Mann steht aktuell und sehr akut vor der Entscheidung für einen neuen Beruf, neues Umfeld weniger Geld, dafür Tätigkeit die ihm im Kern Spass macht, die Schichtarbeit aber weniger und gegen seinen bisherigen Lehrerin mit höherem Einkommen, mehr Freizeit, aber mehr Stress, weil extreme Schüler, Höhe Erwartungen an Engagement und alles andere als Leidenschaft für diesen Job. Er denkt sich nach den Entscheidungen immer „hätte ich doch bloß das andere getan“. Diese Erfahrung führt nun zur Unfähigkeit Entscheidungen zu treffen. Hast du eine Idee was man da tun könnte?