Emotionen kontrollieren Emotionen unterdrücken

Emotionen kontrollieren: Es funktioniert nicht so, wie du denkst

Wer kennt das nicht? Unsere Emotionen kommen uns in die Quere.

  • Wir sehen einen interessanten Menschen und sprechen ihn nicht an – aus Angst.
  • Wir haben eine wirklich wichtige Präsentation und verhaspeln uns ständig – weil wir aufgeregt sind.
  • Wir sagen ungerechte Dinge die wir nicht so meinen – aus Wut.
  • Wir stehen nicht zu unseren Bedürfnissen und treten nicht für unsere Werte ein – aus Schamgefühl.

Was auch immer es ist, unsere Emotionen können uns das Leben manchmal ganz schön schwer machen. Ich kann jeden verstehen, der da gerne seine Emotionen kontrollieren würde und in dem der Wunsch entsteht, sie nicht spüren zu müssen und die Emotionen unterdrücken zu wollen.

Klingt es nicht verlockend? Keine Angst mehr zu haben, auf das andere Geschlecht zuzugehen, Präsentationen souverän runterspielen und auch im Streit immer beherrscht und umsichtig zu agieren.
Für mich zumindest schon.

Die gute Nachricht lautet, es gibt einen Weg dorthin. Der führt jedoch nicht dadurch, seine Emotionen kontrollieren oder gar die Emotionen unterdrücken zu wollen.

Emotionen kontrollieren: Sich selbst besser kennenlernen bringt dir wirkliche Freiheit

Wollen wir wirklich freier leben und nicht so stark von unseren Emotionen kontrolliert sein, dann dürfen wir heute anfangen, uns wirklich intensiv und ausführlich mit uns unseren Gefühlen auseinanderzusetzen.

Wir dürfen uns wieder mehr Zeit nehmen, uns selbst kennenzulernen und eine neue, tiefgreifende Beziehung zu uns selbst aufzubauen. Das funktioniert, indem wir uns selbst wieder achtsamer begegnen und unsere Gefühle voll spüren und zulassen – anstatt die Emotionen unterdrücken zu wollen.

Wir Menschen haben unendlich viele Möglichkeiten entwickelt, unsere Emotionen zu kontrollieren.

Manche stürzen sich Hals über Kopf in die Arbeit und betäuben so ihre Beziehung zu sich selbst, während andere sich komplett verweigern und stundenlang vor dem Computer oder Fernseher hängen. Andere wiederum trinken Alkohol und nehmen Drogen, nur um diese verdammten Emotionen nicht mehr so stark spüren zu müssen.

Gefühle unterdrücken bringt wenig

Doch diese Methoden funktionieren nur kurzfristig. Langfristig führen sie dazu, dass wir unseren Frust, unsere Wut und unsere Ängste in uns hineinfressen und sie sich in uns in Form von ständigen Unwohlsein, Verspannungen oder auf lange Sicht sogar Krankheiten auswirken.

Ich bin überzeugt davon, dass der Großteil aller Krankheiten bei uns Menschen irgendeine geistige Ursache hat. Sie weist uns darauf hin, dass es jetzt genug ist und dass wir unsere Aufmerksamkeit wieder einmal etwas mehr auf uns selbst richten müssen. Das ist aber ein Thema für einen anderen Blogbeitrag.

Hier soll es darum gehen, wieso es keinen Sinn macht, Emotionen kontrollieren zu wollen und wie es uns gelingen kann, einen positiven, gesunden und nachhaltigen Umgang mit unseren Gefühlen zu erlernen.

Ins Reine mit den Emotionen kommen

Um zu lernen, vernünftig mit unserem Emotionen umzugehen ist der erste Schritt uns zu trauen, ihnen wieder mehr Aufmerksamkeit zu geben.

Das klingt jetzt erst einmal komplett kontraproduktiv.

Wir wollen sie doch loswerden und haben sogar drüber nachgedacht, die Emotionen zu kontrollieren oder gar zu unterdrücken. Wieso sollen ich ihnen denn noch mehr Aufmerksamkeit geben?

Wir wollen lernen, unseren Emotionen auf eine andere Art und Weise mit Aufmerksamkeit zu bedenken, als wir das bisher getan haben.

Bisher gab es bei den meisten von uns zwei Extreme.

Entweder haben wir uns in einen Strudel von Emotionen hineinreißen lassen und waren ihnen schutzlos ausgeliefert. So wie ein Fähnchen im Wind.

Oder wir haben das andere Extrem gelebt: Wir haben dicht gemacht und versucht, so wenig wie möglich spüren zu müssen. Beide Methoden sind kein wirklich bewusster und wirkungsvoller Umgang mit unseren Gefühlen und führt obendrein noch dazu, dass wir uns immer mehr von uns selbst entfernen.

Die goldene Mitte

Es gibt jedoch eine dritte Möglichkeit, mit seinen Emotionen umzugehen. Eine viel konstruktivere und bewusstere Art und Weise. Nämlich die, einen Schritt zurückzutreten und unsere Emotionen zu beobachten.

Es geht darum, die Emotionen zu sehen, zu spüren, ohne sie dabei zu bewerten. Wir wollen sie einfach nur da sein lassen, wir wollen ihnen Raum geben, damit sie vorbeiziehen können, wenn wir sie gesehen und gewürdigt haben.

Denn nicht die Emotion an sich sorgt dafür, dass wir uns schlecht fühlen, sondern unsere Bewertung der Emotion. Erst, wenn wir Widerstand gegen die Emotion leisten, erst wenn wir gegen sie ankämpfen und die Emotion mit allen Mitteln unterdrücken oder kontrollieren wollen, entsteht wahres Leid.

Emotionen auf körperlicher Ebene spüren

Wenn wir hingegen unsere Emotionen auf einer mehr körperlichen Ebene spüren, dann gelingt es uns besser, mit ihnen umzugehen.

Nehmen wir einmal das Beispiel Angst.

Wenn du dich das nächste Mal ängstlich fühlst, dann bleibe achtsam. Anstatt dich von der tosenden Interpretationswut deines Kopfes mitreißen zu lassen und in dem wilden Geplapper unterzugehen, halte für einen Moment inne. Nutze diesem Moment, um in deinen Körper zurückzukehren.

  • Fokussiere dich darauf, wie sich deine Angst in deinem Körper anfühlt.
  • Spüre dein Druck auf deiner Brust.
  • Fokussiere dich auf das Engegefühl in deinem Hals.

Immer, ohne dem ganzen mental einen Stempel aufzudrücken. Schaue dir einfach nur die körperlichen Auswirkungen an ohne ihnen von deinem Kopf eine Bedeutung zusprechen zu lassen.

Nichts bewerten

Wenn du das lernst, dann verlieren deine Emotionen eine Menge an Kontrolle über dich.

Du kannst jetzt bewusst und achtsam sein und die Gefühle als das wahrnehmen, was sie sind. Empfindungen auf körperlicher Ebene. Lässt du deine Bewertungen hinter dir, lässt du dein Leid hinter dir. Hörst du auf, Emotionen in „gut“ oder „schlecht“ zu unterteilen, dann wirst du dein Leben wieder in die eigenen Hände nehmen können.

Nimmst du deine Emotionen auf körperlicher Ebene an und hörst auf, Widerstand gegen sie zu leisten, dann steigerst du so dein Selbstwertgefühl und deine Selbstakzeptanz.

Sobald du die gesamte Bandbreite deiner Emotionen spüren und annehmen kannst, öffnet sich dir ein ganz neuer Zugang zu dir. Du wirst dich auf einer komplett anderen, sehr interessanten Ebene neu entdecken und so ein viel tieferes Verhältnis zu dir selbst aufbauen.

Übung macht den Meister

Nun können Emotionen mitunter sehr stark sein. Da fällt es manchmal nicht ganz so leicht, davon nicht mitgerissen zu werden und präsent zu bleiben. Um auch in diesen schwierigen Situationen achtsam zu bleiben empfehle ich, sich täglich in Achtsamkeit zu üben.

Wenn du in alltäglichen Situationen lernst, im Hier und Jetzt zu sein anstatt in deiner Traumwelt in deinem Kopf, dann bereitest du dich damit auf den „Ernstfall“ vor, wenn wirklich einmal starte Emotionen auf dich zukommen.

Wenn wir täglich immer wieder in unseren Körper zurückkehren und einfach nur für eine kurze Zeit in uns hineinspüren, dann entwickeln wir so einen neuen Zugang zu uns selbst.

Es kann extrem spannend sein, in unseren Körper zu schauen und zu erkennen, was da so alles los ist. Schritt für Schritt lernen wir so, immer weniger zu bewerten und immer mehr zu spüren. Außerdem lernen wir, nicht mehr so viel zu bewerten sondern die Empfindungen da sein zu lassen.

(In diesem Artikel über Achtsamkeitsübungen gibt es eine ganze Menge Anregungen, wie du achtsamer leben und täglich mehrfach und ganz einfach in deinen Körper zurückkehren kannst.)

Emotionen einfach einmal rauslassen

In unserer Kindheit wurde vielen von uns beigebracht, dass es nicht gut ist, bestimmte Gefühle offen zu zeigen. Daraus resultiert dann unser Drang, die Emotionen kontrollieren zu wollen.

Aber Gefühle wie Wut oder Trauer zu unterdrücken führt nicht dazu, dass sie aus unserem Leben verschwinden. Wir verbannen sie dadurch nur in die Tiefen unseres Körpers und verlieren den Zugang zu ihnen.

Dort setzen sie sich fest und sorgen für chronische Verspannungen, Magenprobleme und später auch zu Schlimmerem. Es kann extrem helfen, diesen Gefühlen einfach einmal Ausdruck zu verleihen. Das heißt übrigens nicht, dass wir jedes Mal, wenn wir wütend werden, unseren Partner und die Freunde anschreien und alles rauslassen.

Der erste Schritt ist immer, die Emotion auf einer körperlichen Ebene vollkommen zu akzeptieren.

Wenn die Emotionen gefühlt und angenommen sind, können wir sie auch rauslassen. Spüre deine Emotionen und halte sie so lange zurück, wie du musst. Aber dann suche dir einen Ort, an dem du sie einfach einmal rauslassen kannst.

Wenn du von tiefer Trauer erfüllt bist, dann kann es sehr helfen, einfach einmal herzhaft zu weinen. Bist du unbeschreiblich wütend, dann gehe in den Wald und schreie die Wut heraus.

Hier ein kleiner Auszug aus dem Artikel:

„Wenn es akut ist, gehe in ein leeres Zimmer und schreie dort. Wenn Du in einem Miethaus wohnst, kannst Du als Schalldämmung auch in ein Kissen hineinschreien. Du kannst aber auch einfach zu Deinen Nachbarn gehen und sagen: „Ich mache die nächsten Wochen und Monate ein spezielles Stimmtraining. Dabei kann es vorkommen, dass ich schreien werde. Seien Sie also nicht beunruhigt.“

Gehe deinen Weg

Seine Emotionen unterdrücken und seine Emotionen kontrollieren zu wollen, macht durchaus Sinn. Nur ist der Weg dorthin anders, als es sich viele Menschen vorstellen. Es ist ein Weg zu sich selbst. Wir gehen mit offenen Armen auf die Gefühle zu und heißen sie Willkommen. Wir schließen Freundhschaft mit ihnen und lassen sie da sein. Immerhin haben sie uns eine Menge zu sagen und wir lernen eine Menge von ihnen.

Vor allem über uns selber.

Doch wollen wir alle vor allem positive Gefühle in unser Leben einladen. Ich kenne keinen Menschen, der sich dauerhaft schlecht fühlen möchte. Ich halte es für ein fundamentales Streben eines jeden Menschen, sich gut zu fühlen und im Einklang mit sich selbst zu leben. Doch wie holen wir gute Gefühle in unser Leben?

Sehr effektiv ist es, Einfluss auf seine mentalen Bilder zu nehmen. Gefühle entstehen nämlich oftmals dadurch, dass irgendwelche Horrorfilme in unseren Kopf ablaufen. Oftmals vollkommen ohne dass wir uns dessen auch nur ansatzweise bewusst sind.

Wenn du dir bildlich vorstellst, wie du deinen Job verlierst, dein Partner dich verlässt und du bis an dein Lebensende glücklos und verlassen dein Dasein fristen musst, dann macht das natürlich keine guten Gefühle.

Wenn dein innerer Kritiker wieder einmal verrückt spielt und dich mit aller Kraft davon abhalten will, das Leben deiner Träume zu erschaffen. Wenn er dir einredet, du kannst nichts, du bist nichts und du wirst niemals etwas auf die Reihe bekommen.

mentale Bilder

Es lohnt sich wirklich sehr, Einfluss auf die eigenen mentalen Bilder zu nehmen. Wir müssen uns sowieso irgendetwas vorstellen und in irgendeiner Art und Weise mit uns sprechen. Wieso entscheiden wir nicht selbst darüber, wie das sein soll? Ich glaube kaum, dass du dir diese Horrorvisionen wirklich bewusst ausgesucht hast. Sie sind dir irgendwann einmal passiert. Das beudetet, sie gehören nicht zu dir und sie haben noch viel weniger mit der Realität zu tun.

Sieh es mal soherum: Wenn du in deinem Leben viele „Beweise“ dafür findest, dass deine Gedanken und innerer Monologe der Realität entsprechen. Ist es möglich, dass es daran liegt, dass deine Gedanken deine Lebensumstände erschaffen haben, und nicht umgekehrt.

Das würde dann bedeuten: In dem Moment, in dem du deine Art zu Denken veränderst, verändert sich auch dein Leben. In diesem Moment formst du deine neue Realität. Das würde auch bedeuten, dass positives Denken auf einmal sehr real und sehr wirkungsvoll wird.

Wenn du von heute an nur noch daran denkst, was du willst, dann wirst du es bekommen. Der einzige Grund, wieso du bisher viele Dinge in deinem Leben nicht bekommst ist, dass du entweder nicht daran glaubst, dass du sie erreichen kannst, oder schlicht nur daran denkst, was du nicht haben möchtest.

Einer der einfachsten Wege, dich wirklich oft gut zu fühlen ist es, dir gute mentale Bilder zu machen. Das erfordet am Anfang ein wenig Willenskraft und Disziplin, geht dir jedoch schnell in Fleisch und Blut übrig. Irgendwann wird es schwieriger für dich sein, deine alten mentalen Bilder aufrecht zu erhalten.

Du wirst dich unwohl dabei fühlen. Du wirst dich fragen, wie du dir das nur so eine lange Zeit in deinem Leben hast antun können.

Auch kannst du, um dich besser zu fühlen, aktiv anfangen an deinem Selbstwertgefühl zu arbeiten.

Das führt dazu, dass du dich selbst mehr magst, dass du authentischer und selbstbewusster auftreten kannst und dass du nie mehr den Drang verspürst, Emotionen unterdrücken oder Emotionen kontrollieren zu wollen.

Du akzeptierst alle Emotionen in deinem Leben und kümmerst dich gleichzeitig stark darum, dass du dich gut fühlst.

7 Kommentare
  1. Anja
    Anja sagte:

    Danke für den schönen Artikel und das Video (das schaue ich mir immer als erstes an). Die Rolle des Beobachters einzunehmen versuche ich schon länger in allen möglichen Lebenslagen. Nur leider vergesse ich es umso mehr, je gestresster und emotionaler ich gerade bin. Meine (dämliche und unbewusste) Lösung ist bei solchen Sachen immer….essen…
    Ich freue mich übrigens schon auf den Artikel zu Krankheiten und verdrängte Emotionen. So einen suche ich gerade zwecks Verlinkung! :)
    LG

    Antworten
  2. Tim Hamer
    Tim Hamer sagte:

    Hey Anja,

    ich glaube da hat jeder so seine unbewussten Möglichkeiten mal abzuschalten, wenn es zu viel wird. Ich glaube, in einem gewissen Maße ist das sogar gar nicht so schlecht.

    Ich zocke dann ab und zu mal ne Runde Computer mit meinen Kumpels. Muss auch mal sein.

    Ich kann dir noch wärmstens die Meditation ans Herz legen, um ruhiger zu werden und dich besser in die Beobachterrolle einzufinden!

    Liebe Grüße

    Tim

    Antworten
  3. Anja
    Anja sagte:

    Uh ja, Meditation wäre glaube ich die bessere (und kalorienärmere) Variante zum Essen. Mache ich auch gelegentlich, aber meistens fühle ich mich zu gestresst zum Meditieren (macht gar keinen Sinn oder? :D )

    Antworten
  4. Tim Hamer
    Tim Hamer sagte:

    Doch macht schon Sinn. Am Anfang vor allem braucht man oft schon ein wenig Willenskraft, um einfach zu dazusitzen.

    Kann dir empfehlen, ganz einfach mit 2-3 Minuten anzufangen. Niemand muss sofort eine Stunde meditieren oder länger.

    Taste dich ganz langsam heran :)

    Liebe Grüße
    Tim

    Antworten
  5. Alexander Alexandersson
    Alexander Alexandersson sagte:

    Der positive Gedanke ist der Grundstein zum Glück.
    Es erfordert eiserne Disziplin pisitiv zu denken im wilden Fahrwasser des Schicksals.

    Doch vor allem emotionale extreme können mich aus der Bahn werfen und dann finde ich mich erst in der Balance wieder.

    Wen das Meer wieder ruhig ist…

    Liebe Grüße aus Schweden;-)

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