Die Herausforderung annehmen: Der schnellste Weg zu mehr Selbstakzeptanz
Das Thema Herausforderungen annehmen ist eines der wichtigsten in der gesamten Persönlichkeitsentwicklung. Denn nur dadurch, dass wir uns immer und immer wieder herausfordern, wachsen wir.
Obwohl unser größter Hebel auf dem Weg zu fast jedem erdenklichen Ziel, fällt es uns dennoch oft alles andere als leicht, uns immer wieder einen Ruck zu geben und den nicht ganz so bequemen Weg zu gehen.
Stattdessen entscheiden wir uns oft für die einfache Variante. Doch halten wir uns damit selbst zum Narren. Denn dieser scheinbar einfachere Weg ist in Wirklichkeit gar nicht einfach. Er ist auf die lange Sicht der beschwerlichere unangenehmere und schmerzvollere Weg.
Auf lange Sicht – nicht auf kurze Sicht.
Herausforderungen annehmen – ein Detail macht den Unterschied
Dieses kleine Detail kann es uns mitunter nicht ganz einfach machen, beständig zu wachsen und uns zu entwickeln.
Denn wir Menschen sind von Natur aus dazu ausgelegt, Schmerz zu vermeiden und Freude zu gewinnen. Darauf zielt so gut wie jegliche Handlung von uns.
Eine Eigenschaft, die unsere Spezies lange Zeit das Überleben gesicher hat (und das immer noch tut) kann sich bei unbewusster Handhabung schnell zum Scharfrichter unseres Wachstums entwickeln.
Denn meist sind es die Dinge, die uns wirklich wachsen und als Persönlichkeit reifen lassen auch die Dinge, die sich in dem Moment besonders unangenehm und sogar kontraproduktiv anfühlen.
Ich weiß dass, wenn ich kommunikativer werden möchte und mehr nette Menschen in mein Leben ziehen will, ich die Initiative ergreifen und auf fremde Menschen zugehen muss.
Doch stehe ich auf der Party oder auch in der Ubahn oder der Uni kurz davor, ein Gespräch anzufagen, dann wirkt die Option, es einfach nicht zu tun und mein persönliches Wachstum auf morgen zu verschieben mehr als verlockend.
Wie wir uns selbst betrügen
Wie aus dem Nichts rieseln auf einmal eine Menge überzeugende Gründe in unser Gehirn und wir überzeugen uns in kürzester Zeit selbst davon, dass es jetzt kompett unangebracht und sinnlos wäre, zu handeln.
Doch tauschen wir in solchen Situationen womöglich zwei Minuten Unwohlsein und ein bisschen Willenskraft gegen ein einsames Leben voller späterer Selbstvorwürfe.
Nur kommt uns das in dem Moment natürlich nicht in den Sinn. Ist ja auch logisch, unser Unterbewusstsein möchte uns davon abhalten, etwas „gefährliches“ zu tun.
Unser Unterbewusstsein meint es dabei nur gut mit uns. Es hat vor hunderttausend Jahren einmal den Auftrag bekommen, uns am Leben zu halten. Diesen Auftrag führt es bis heute mit einer erstaunlichen Präzision aus.
Hier sind wir wieder bei den alten Schmerz vermeiden und Freunde gewinnen Thema. Damals bedeutete Schmerz nämlich nicht, dass eine Person uns schief anguckt oder nicht positiv auf uns reagiert. Nein, es bedeutete schlicht uns einfach deinen Tod.
Heute wirken noch genau die Mechanismen in dir, die dich damals davon abhalten sollten, irgendein wildes Tier aus bloßer Neugierde zum Kampf herauszufordern.
Es gibt nur einen Unterschied. Heute drohen nur in den allerwenigsten Fällen wirklich schwerwiegende Konsequenzen. Und doch reagieren wir noch genauso, wie vor einigen tausend Jahren.
Deshalb macht es uns unser Unterbewusstsein so verdammt schwer, über unseren Schatten zu springen. Selbst wenn wir auf einer mentalen Ebene genau wissen, dass uns nicht wirklich etwas passieren kann – wir fühlen anders.
In solchen Situationen zerren mitunter zehn Kaltblüter an uns und wollen uns mit aller Macht von einem sogenannten Risiko abhalten.
Dieses Verhalten, wenn auch gut gemeint, ist in der heutigen Welt leider alles andere als hilfreich. Wir leben sicher, unsere Ernährung ist absolut gesichert und auf der Straße landen wir auch niemand.
Wovor also noch Angst haben? Klar, soziale Ausgrenzung. Wiederum ein Punkt, der noch von früher rührt. Denn wurdet du damals von deiner Gruppe ausgestoßen konnte das nur eines bedeuten.
Du ahnst es schon, du wirst das nicht überleben. So einfach war das damals.
Heute ist das ebenfalls anders. Die Person wird sich umdrehen, du wirst dich umdrehen, und ihr werdet beide eure Leben weiterleben.
Ein paradoxer Tipp bringt die Lösung des Problems
Am einfachsten können wir mit diesem Dilemma umgehen wenn, und das hört sich erstmal merkwürdig an, wir es einfach trotzdem machen.
„Ich soll mich dadurch nicht mehr vor Herausforderungen drücken“, fragst du dich, „indem ich sie einfach trotzdem tue?“
Du hast vollkommen Recht, hier beißt sich der Hund selbst in den Schwanz. Aber trotzdem funktioniert es genauso.
Denn jeder Mensch ist in der Lage, sich Herausforderungen zu stellen. Doch gibt es dabei einige, sehr wichtige Dinge zu beachten, ohne die du unter Garantie scheitern wirst.
Zu allerst: Fang klein an. Der größte Fehler, den ich immer und immer wieder beobachte ist, dass sich die Menschen selbst absolut überschätzen.
In einer Phase in der sie über ungewöhnlich viel Willenskraft verfügen nehmen sie sich direkt vor, von nun an jeden Tag Bäume auszureißen und den Schnellzug zu persönlicher Weiterentwicklung zu nehmen.
Doch diesem Zug wird schneller der Sprit ausgehen, als du Sprit sagen kannst. Dann haben wir den Salat.
Zu dem Fakt, dass wir uns wieder genau dort befinden, wo wir angefangen haben kommen noch Selbstvorwürfe und Selbsthass und die Frage, wieso wir nie dranbleiben können und immer so faul und unmotiviert sein müssen.
Das nervt uns und alle Menschen um uns herum.
Also, backe kleine Brötchen. Lass die Kirche im Dorf. Halt den Ball flach und Lass mal fünfe gerade sein.
- Wenn du denkst, du könntest 10 Minuten meditieren – fang mit 3 an.
- Wenn du denkst, du könntest jede Woche 3 Mal zum Sport gehen – geh 1 mal.
- Wenn du davon überzeugt bist, jeden Tag mit drei fremden Personen zu sprechen – sprich mit drei in der Woche.
Ich war früher immer davon überzeugt, dass ich mich ja so nie vom Fleck bewege und ich meine Entwicklung selbst bremse.
Doch nichts könnte weiter entfernt von der Wahrheit sein. Denn natürlich entwickle ich mich mehr, wenn ich jeden Tag 3 Minuten meditiere, als wenn ich 10 Minuten meditiere.
Häh?
Ja, wenn ich drei Minuten meditiere, das aber über Jahre hinweg aufrecht erhalten kann, anstatt bei 10 Minuten nach 4 Tagen komplett überfordert aufzugeben.
Wenn du es schaffst, jeden Tag drei Minuten zu sitzen, dann könntest du vielleicht nach einem oder zwei Monaten einmal darüber nachdenken, deine Zeit mal auf fünf oder gar sieben Minuten zu erhöhen.
Also fange ganz klein an und unterschätze dich lieber ein wenig, als dass du dich überschätzt. Deine Entwicklung wird es dir danken.
Es gibt zwei Gründe, wieso uns nur Herausforderungen wirklich wachsen lassen
Zum einen entwickeln wir ein ungeheures Selbstvertrauen. Wir merken irgendwann, dass wir wirklich in der Lage sind, Herausforderungen zu bewältigen – denn das zeigen wir uns jeden Tag.
Wir fordern uns in unserem Tempo und unserer Intensität jeden Tag ein kleines bisschen heraus und sorgen so jeden Tag für kleine oder auch große positive Referenzerfahrungen.
Eine Sache müssen wir dabei noch beachten…
Du entscheidest selbst, ob du etwas kannst, oder nicht
Hast du eigentlich schon einmal etwas von Attribuierung gehört? Gerade Menschen mit mangelndem Selbstwertgefühl neigen oftmals dazu, ihre Erfolge äußeren Umständen zuzuschreiben.
Dann war die Herausforderung zu leicht oder das Ergebnis nicht wichtig oder wertvoll genug. Alles andere außer sie selbst und ihre Fähigkeiten sind für den Erfolg verantwortlich.
Das müssen wir in jedem Falle ändern, wollen wir wirklich wachsen. Du darfst dazu übergehen, für dich zu sein, anstatt gegen dich. Du darfst dich loben und stolz auf deine Leistung sein. Auf jede Leistung von dir.
Sei stolz auf die Tatsache, dass du dich getraut hast. Sei stolz auf das Ergebnis.
Genauso wenig Sinn macht es, Niederlagen auf sich als Person zu beziehen. Du bist kein schlechter Mensch nur weil du einen Fehler gemacht hast oder etwas nicht ganz so gelaufen ist, wie du das gerne wolltest.
Auch hier macht usner Fokus einen großen Teil unseres Erfolges aus. Fokussiere dich auf den Fakt, dass du dich getraut und dich einer Herausforderung gestellt hast.
Vor allem bei Kontakt mit anderen Menschen suchen wir viel zu oft den „Fehler“ bei uns. In einer Interkation sind immer zwei Menschen beteiligt.
Viel öfter als gedacht liegt die Ursache für eine komische Stimmung nicht bei uns, sondern bei unserem Gegenüber. Vielleicht ist er gerade schlecht drauf oder unsicher, was er zu überspielen versucht. Wie auch immer, du kannst es nie wissen.
Wie du dir beweist, dass du es drauf hast
Als zweites zeigen wir uns so jeden Tag mit diesem kleinen Herausforderungen, dass wirklich alles, vor dem wir Angst haben, in Wirklichkeit halb so schlimm ist.
Was ich teilweise für brutale Ängste hatte, wenn ich auf eine hübsche Frau zugehen wollte. Das war nicht mehr feierlich. Ich habe mich monatelang drum herum gedrückt, endlich einmal die Frauen, die mir wirklich gefallen, anzusprechen.
Einige unglaubliche gute Gespräche und einige raue Körbe hinterher kann ich nur sagen: Es ist nicht einmal 1/10 so schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe.
Natürlich musste ich mir das mehr als einmal Beweisen. Aber das habe ich getan, nämlich dadurch, dass ich jeden Tag mit Menschen in Kontakt getreten bin.
Es ist nie, nie, nie so schlimm, wie es sich vorher anfühlt. Doch das kann ich dir hier noch einhundert Mal wiederholen, das wirst du erst wirklich verstehen und spüren, wenn du es am eigenen Leib erlebt hast.
Es geht darum, einen ausgeprägten Bullshitdetektor zu entwickeln. Durch Herausforderngen lernst du, deinem übertreibenden Überlebensverstand zu zeigen, dass er oft ziemlich falsch liegt.
Dein Verstand wird es dir mit der Zeit glauben. Aber er will vorher handfeste Beweise sehen. Er will wirklich fühlen und am eigenen Leib erleben, dass die harten und gar lebensbedrohlichen Konsequenzen ausbleiben.
Erst dann gibt er Ruhe. Erst dann gewinnst du Selbstvertrauen, denn erst dann wird deine Angst weniger. Klar, bei manchen Dingen wirst du immer noch ein bisschen zittern vorher – das ist ganz normal.
Ich habe in der Uni schon eine Menge unterrichtet und Englisch und Sportstunden gegeben. Bis heute habe ich immer noch ein gewisses Kribbeln im Bauch.
Aber ich nehme das Kribbeln ganz anders wahr. Ich weiß nämlich aus eigener Erfahrung, dass niemals etwas schlimmes passieren wird. Ich habe es schon dutzende Male am eigenen Leib erlebt und kann dadurch ganz anders mit diesem Gefühl umgehen.
Ich weiß, dass mein Kopf gerade ein wenig übertreibt. Ich kann mich aus einer höheren Perspektive betrachten und sogar anfangen, mein Gefühl zu verändern.
Das alles kann ich nicht, wenn ich mich immer um alle Herausforderungen drücke. Es mag sich für den Anfang entspannter anfühlen. Wir müssen uns nicht überwinden. Aber innerlich wissen wir ganz genau, dass wir gerade einen Fehler begangen haben. Wir wissen, dass sich die Ketten um unsere Freiheit gerade ein bisschen stärker zugezogen haben.
Wenn du dir nicht in allen Lebensbereichen zeigst, dass es nichts zu befürchten gibt – dann wirst du in allen Lebensbereichen etwas befürchten.
- Du wirst befürchten, dass du abgewiesen wirst – obwohl du es nicht probiert hast und es nicht wissen kannst.
- Du wirst befürchten, dass sowieso niemand deine Grenzen ernst nimmt – weil du sie nie vertreten hast und so nicht erfahren konntest, dass du gerade dadurch mehr Respekt bekommst.
- Du wirst befürchten, dass deine Bedürfnisse von niemandem ernst genommen werden, weil du dich nie der Herausforderung gestellt hast, sie zu äußern.
So schrenkst du dich und deine Freiheit erheblich ein und wirst dich niemals so wirklich locker entspannt fühlen können – denn du bist viel zu sehr mit Befürchten beschäftigt und das echte Leben zieht an dir vorbei.
Meine Bitte an dich ist also: Stell dich regelmäßig kleinen oder auch großen Herausforderungen. Überfordere dich dabei nicht. Steigere dich langsam und genau in deinem Tempo so, dass du es in dein alltägliches Leben integrieren kannst.
Vergleiche dein Wachstum dabei nicht mit anderen Menschen. Was auch immer sich für dich richtig anfühlt, es ist richtig für dich. Erinnere dich daran, dass du lieber kleinere Brötchen backst, dafür aber das ganze Jahr etwas zu essen hast – anstatt einmal einen riesigen Haufen zu backen, mit dem Essen nicht hinterher zu kommen und dann alles verschimmeln lassen zu müssen.
Werde zu einem Menschen, dessen Gewohnheit es ist, neue Herausforderungen zu bestehen und daran zu wachsen. Du musst nicht jeden Tag losziehen und krasse Komfortzonenchallanges zu machen. Ich wette nämlich, dass es in deinem Leben mehr als genug Möglichkeiten zum Wachstum gibt.
Sage deinem Partner einmal wirklich, was dich an ihm stört und was du an ihm magst (bleibe dabei in deiner Perspektive und mache ihm keine Vorwürfe).
Übe dich darin auch einmal Nein zu sagen, wenn Menschen über deine Grenzen treten.
Lächle Menschen in der U-Bahn an (erwarte kein Lächeln zurück. Gib dein Lächeln nur des Gebens willens).
Ich wette, du brauchst keine drei Sekunden um genau zu wissen, wo bei dir die Herausforderungen liegen. Sei ein wenig kreativ und finde heraus, wie du dich ihnen Schritt für Schritt nähern kannst – und dann setze diesen Plan immer und immer wieder in die Tat um.
Diese Gewohnheit wird dein Leben nachhaltig so stark zum Positiven verändern, sie sonst nur wenige Gewohnheiten in der Lage dazu sind.
Liebe Grüße
Tim
Viel Spass euch auf der Reise :) Die Metapher mit den Vögeln ist wirklich gut.
Hallo Tim,
ich kann jetzt nicht so viel mit deinem Tipp anfangen. Wenn ich z.B. in einer Situation an de auch andere Menschen beteiligt sind, z.B. Wut empfinde, dann kann ich mich doch in dem Moment nicht hinstellen und sagen, wartet mal alle, ich muß erst mal meine Emotionen beobachten. Und selbst wenn ich das im Nachhinein machen würde und mir sagte o.k. da war Wut das ist in Ordnung. Die Frage ist doch was mache ich mit der „Wut“. Lebe ich sie aus, oder soll ich sie unterdrücken, oder soll ich deiner Meinung nach, davon ausgehen, dass diese Wut ja in mir ist und nicht von einem anderen ausgelöst werden kann, wie es ja in vielen Selbsthilfebüchern beschrieben wird?
Hey Leoni,
das ist auf jeden Fall eine sehr gute Frage.
Nur dass andere Menschen dabei heißt das ja nicht, dass du das nicht mehr tun kannst. Das läuft ja innerlich ab und je öfters du es übst, desto normaler geht das für dich auch und desto schneller bist du dabei auch!
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mit diesem gewissen Abstand dann auch viel einfacher ist, die Emotionen anderen Menschen zu kommunizieren ohne komplett irrationale Dinge zu tun im Rausch der Emotionen :)
Auch unterdrückst du die Gefühle nicht mehr, weil du sie eben voll anschaust und beobachtest. Ob du die anderen Menschen dann daran teilhaben lässt, dass ist dann letztendlich deine eigene Entscheidung – schau, womit du dich besser fühlst und besser fährst!
… hej tim, workbook runterladen geht nicht… diverse male probiert.
Was genau geht denn da nicht? :)