Minderwertigkeitskomplexe überwinden in 9 Schritten
In diesem Artikel wirst du lernen, wie du deine Minderwertigkeitskomplexe überwinden kannst.
Zuallererst möchte ich dir Mut zusprechen: Du bist mit diesen Gefühlen nicht so alleine, wie du dich vielleicht fühlst.
Fast jeder Mensch ist irgendwo davon betroffen und viele Menschen konnten sich bisher davon befreien.
Wie auch du das schaffen kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Kennst du auch diese Selbstzweifel?
- Bin ich überhaupt wertvoll?
- Wieso sollte mich jemand mögen?
- Ich sehe häßlicher aus, als alle anderen.
- Ich bin nicht schlau genug.
Die Grundannahme hinter all diesen Minderwertigkeitskomplexen lautet:
“So, wie ich bin, bin ich nicht gut genug.”
Unser innerer Kritiker mäkelt jeden Tag an uns herum. Er will uns verklickern, dass wir uns erst verändern müssen, um wertvoll, liebenswert, erfolgreich sein zu dürfen.
Die Ursasche aller Minderwertigkeitskomplexe
Die Ursache all dieser Probleme ist ein schwaches Selbstwertgefühl.
Deshalb haben wir eine vornehmlich negative Sicht auf uns selbst. Sie ist vor allem in unserer Kindheit und Jugend entstanden.
Während dieser Phase sind wir sehr offen und formbar. Wenn wir in dieser Zeit nur Zuneigung erhalten, wenn wir uns benehmen, gute Noten schreiben und nicht negativ auffallen, dann ist Liebe an Bedingungen geknüpft.
Wenn wir alles erfüllen wird unser Grundbedürfnis nach Zuwendung und Liebe erfüllt. Wenn nicht, dann nicht.
Diese Muster wirken noch weit in unsere Erwachsenenzeit hinein. Auch wenn wir uns schon längst um uns selbst kümmern können glauben wir immer noch, Leisten zu müssen um genug zu sein.
Auswirkung ausgeprägter Minderwertigkeitsgefühle
Diese Muster haben sich so sehr in uns festgesetzt, dass wir ihnen unbesehen Glauben.
Sie erzeugen dadurch eine ganze Menge Stress, weil wir diese “Makel” verstecken wollen.
Unsere Lebensqualität leidet. So können wir nicht mehr locker mit anderen Menschen sein, machen Flüchtigkeitsfehler und werden oft scheinbar ohne Grund rot.
Außerdem fühlen wir uns oft gekränkt, denn wir sind hypersensibel und verstehen jede kleinste Äußerung von anderen als herbe Kritik an uns selbst.
Wir sehen immer die negative Seite einer Situation und meinen, die Welt kontrollieren zu müssen.
Minderwertigkeitskomplexe und Selbstvertrauen
Außerdem trauen wir uns wenig zu. Wir bleiben lieber in unserem Schneckenhaus. Hier kann immerhin niemand sehen, wenn wir Scheitern.
Wenn wir mit fremden Menschen sprechen, fühlen wir uns oft unterlegen und verspüren den Drang, uns zu beweisen. Außerdem sehen wir ständig Anzeichen dafür, dass andere uns nicht mögen oder vielleicht sogar etwas Böses wollen.
Oder wir sind süchtig nach Anerkennung von anderen. Ständig müssen wir erzählen, was wir alles können und wie toll wir sind – obwohl wir selbst gar nicht so wirklich davon überzeugt sind.
Wir können keine Komplimente annehmen und verkaufen uns stehts exorbitant unter Wert.
Wenn jemand uns lobt, dann relativieren wir das Lob direkt. Über Erfolge können wir uns nicht freuen und die kleinsten Misserfolge versetzen uns in tagelange schlechte Laune und Selbstkritik.
All das bestärkt am Ende nur wieder unsere Annahme, wir sein minderwertig und nicht in Ordnung so, wie wir sind.
Mehr zum Thema Selbstvertrauen gibts übrigens hier.
9 Wege, deine Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden
Wollen wir unsere Minderwertigkeitskomplexe überwinden, müssen wir eine entscheidende Änderung in unserem Denken vornehmen.
Wir müssen verstehen, dass es keine minderwertigen Menschen gibt. Klar, jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen.
Jedoch ist jeder in seinem Kern unumstößlich gut. Daran kann nichts etwas ändern.
Das heißt nicht, dass du nicht an deinen Schwächen arbeiten sollst. Ganz im Gegenteil. Ein Mensch, der sich selbst liebt, wird sich darum kümmern, die beste Version seiner selbst zu werden.
Trotzdem ist der erste Schritt, um Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden, sich voll und ganz zu akzeptieren.
Selbstakzeptanz ist die Grundlage für gesundes persönliches Wachstum.
1. Minderwertigkeit existiert nur in deinem Kopf
Wenn es keine mehr oder weniger wertvollen Menschen gibt dann heißt dass, Minderwertigkeit entsteht nur in deinem Kopf.
Alles hängt mit deiner Bewertung zusammen. Von deinen Bewertungen über dich und deine Fähigkeiten.
Da Bewertungen pure Gedankenkonstruktionen sind, können wir Einfluss auf sie nehmen. In den folgenden Übungen zeige ich dir, wie du das machst.
2. STOP-Schild für das Gedankenkaroussell
Immer, wenn du dir selbstabwertender Gedanken bewusst wirst, sage STOP.
Solche Gedanken haben nur so immense Macht über uns, weil wir sie lassen.
Wenn wir ihnen erlauben, sich in stundenlang über unsere Minderwertigkeit auszulassen dann ist es kein Wunder, dass wir uns hinterher schlecht fühlen.
Das kennst du bestimmt auch. Du sitzt da und die Gedanken werden immer fieser und fieser. Sie ziehen dich hinunter. Das können sie aber nur machen, weil du sie lässt.
Das ist übrigens kein Kampf gegen deine Gedanken. Es ist Bewusstwerdung. Du sollst diese Gedanken nicht mundtot machen wollen.
Deine einzige Aufgabe ist es, sie zu bemerken. Denn sobald sie unbemerkt ihr Unwesen treiben können, wirken sie wirklich fatal.
Durch das Licht deiner Bewusstheit werden sie zum zahnlosen Tiger. Bemerke sie also immer wieder und sage STOP. Nicht, damit sie nicht mehr plappern, sondern damit du bewusst dabei bist und sie bemerkst.
So entziehst du ihnen am Ende die Macht über dich.
3. Den Gedanken auf den Zahn fühlen
Um unsere Gedanken über uns nun schrittweise in positivere Gedanken zu verwandeln ist es nötig, sie zuerst in Frage zu stellen.
Nehmen wir ihnen alles ab, was sie so erzählen, dann fallen wir immer tiefer in diese Gedanken hinein.
Dies alles führt letztendlich dazu, dass wir unsere Umwelt nur noch nach Beweisen absuchen, die unsere Annahme bestätigen, dass wir tatsächlich minderwertig sind.
Beispiele, die eventuell das Gegenteil beweisen, nehmen wir schlicht nicht mehr wahr.
Das ist wirklich krass, denn in dem Moment, wo wir nicht aktiv nach ihnen suchen, existieren sie für uns tatsächlich nicht.
4. Stell dir die richtigen Fragen
Stell diese Annahmen dann vorsichtig in Frage.
Frage dich:“Was wäre, wenn das gar nicht stimmt?”
Und dann mach dich aktiv auf die Suche nach Beweisen für das Gegenteil: “Gab es schonmal eine Situation, in der ich bei anderen Menschen gut angekommen bin?
“Habe ich in meinem Leben wirklich immer Fehler gemacht?”
Gib dir ein bisschen Zeit. Ich bin mir sicher, dass du bald die ersten, vielleicht noch etwas schüchternen Antworten bekommen wirst. Am Anfang wäre es möglich, dass du ihnen nicht so recht trauen willst.
“Kann das wirklich sein?”
Erlaube dir, diesen Stimmen zu glauben. Mache es dir zur Gewohnheit. Das ist der erste Schritt zu mehr Selbstwertgefühl.
5. Ändere deinen Fokus
Wenn du einmal erkannt hast, wenn die Gedanken so richtig loslegen, entscheide dich bewusst, worauf du dich fokussieren willst.
Wenn du die Gedanken lässt, fokussieren sie sich auf negative Dinge. Das tun sie, weil sie es in deiner Kindheit gelernt haben.
Sie laufen auf Autopilot. Das muss nicht sein. Du kannst bewusst entscheiden, worauf du dich fokussieren willst.
Wie funktioniert das mit dem Fokus?
Stell dir die richtigen Fragen. Wenn du unter Minderwertigkeitskomplexen leidest, dann stellst du dir die falschen fragen.
Wenn ich raten müsste würde ich vermuten, dass du dich Dinge fragst wie:
“Wieso muss ich immer so viele Fehler machen?
oder
“Warum mögen mich so wenige Menschen?”
oder
“Wieso muss ich nur so schlimm aussehen heute?”
Unser Unterbewusstsein agiert dabei ähnlich wie google. Du stellst ihm eine Frage und er spuckt dir eine Antwort aus.
Google würde dir auch nicht sagen: “Was für selbstabwertende Fragen stellst du mir denn hier?”
Nein. Es spuckt dir einfach eine Antwort aus. Genauso funktioniert dein Unterbewusstsein. Wenn du ihm solche Fragen stellst, gibt es dir Antworten. Dann wirst du hören “Weil du dumm bist und nichts drauf hast” und “Weil du langweilig und humorlos bist.”
Also stell dir von heute ab bessere Fragen.
Frage dich:
“Was ist alles liebenswert an mir?
“Was sind meine Stärken?”
“Was mögen die Menschen an mir”
“…”
Frage dich das oft genug ernsthaft und du wirst Antworten bekommen. Antworten, die sich gut anfühlen und dein Selbstwertgefühl stärken.
Das kann sich möglicherweise am Anfang ein wenig komisch anfühlen. Kein Problem. Das liegt nur daran, dass du etwas neues, ungewohntes tust. Bleibe ein wenig dran und schon bald werden diese Fragen zu deiner neuen Natur.
6. Senke deine Anforderungen an dich selbst
Wir Menschen haben ein genaues Konzept davon im Kopf, wie wir zu sein haben, damit wir “gut genug” sind.
Bei Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen liegt diese mentale Messlatte oftmals sehr hoch.
So hoch, dass sie nur jeden hundersten Versuch zu überspringen ist. Das Problem ist, dass viele Menschen denken, sie könnte nicht selbst bestimmen, wie hoch die Latte liegt.
Dann hetzen sie ihr ganzes Leben übertriebenen Idealen hinterher und fühlen sich schlecht, wenn diesen so oft nicht entsprechen können.
Es gibt da draußen tatsächlich Menschen, für die ist das einzige Kriterium um glücklich und zufrieden zu sein, dass sie atmen.
“Wenn ich atme, ist alles in Ordnung. Dann ist der Tag ein guter Tag.”
Klingt verrückt? Stimmt. Das ist zugegebnermaßen ein wenig extrem. Doch ich glaube, du verstehst das Konzept dahinter.
Frage dich einmal, wo in den verschiedenen Lebensbereichen deine Messlatte gerade hängt.
Ist es wirklich nötig, mit anderen Menschen immer lustig und unterhaltsam zu sein?
Musst du deine Aufgaben wirklich immer vollkommen fehlerfrei und in rekordzeit bewältigen?
Je mehr Beschränkungen wir uns auferlegen, desto unentspannter sind wir. Wenn du in einer lockeren Runde ständig einen mentalen Haken an 10 “Coolness-Checkboxen” machen musst, wie stressig ist das?
Kanst du so locker sein? Nein, du hast ständig Angst, ein Sache falsch zu machen. Das willst du unbedingt vermeiden und bist daher angespannt.
Setzt du deine Anforderungen herunter, wirst du lockerer. Es gibt nichts zu erreichen. Du kannst einfach du selbst sein und die Zeit genießen.
7. Gib dir selbst, was du dir von anderen wünschst
Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen brauchen viel Bestätigung von Außen. Sie geben sich selbst wenig Wert und hoffen, dass andere es für sie tun.
Doch das hieße ja, dass andere mehr Macht über dich haben, als du selbst.
Wenn sie sich erbamen und dir Bestätigung geben, kannst du dich gut fühlen. Wenn nicht, dann fühlst du dich minderwertig.
Das macht keinen Sinn. Wir können uns nämlich immer gut und wertvoll fühlen wenn wir lernen, uns Anerkennung selbst zu geben.
Der erste Schritt dazu ist zu lernen, dir wieder selbst die Erlaubnis zu geben.
Gib dir die Erlaubnis:
- Das zu sagen, was du sagen willst
- Das zu tun, was du tun willst
- Das zu fühlen, was du gerade fühlst
- So zu sein, wie du bist
- Das zu mögen, was du magst
- So auszusehen, wie du aussiehst
- Die Entscheidung zu treffen, die du treffen willst
- Zu der Meinung stehen, die du für dich richtige hältst
Wenn du diese Erlaubnis von anderen abhängig machst, dann gleicht deinem Leben einem Lauf auf Eierschalen.
Du bist stets angespannt, weil du darauf wartest, dass jemand anders dir die Erlaubnis für irgendetwas gibt.
8. Stehe zu deinen Schwächen
Lege dir mehr Gelassenheit im Umgang mit deinen Fehlern und Schwächen zu. Stehe zu ihnen.
Jeder Mensch hat Fehler, nicht nur du.
Andere Menschen werden dich dafür lieben, glaub mir. Immer, wenn wir versuchen Fehler zu verstecken oder unsere Schwächen zu überspielen, sind wir unauthentisch.
Anderen Menschen fällt es dann schwer, eine Verbindung zu uns aufzubauen. Sie wissen nie so genau, woran sie sind. Ihr Bauchgefühl sagt ihnen, dass wir irgendwo unehrlich sind.
Das lässt uns unsympatisch wirken, nicht unsere Schwächen.
Fange an, zuerst selbst zu deinen Schwächen zu stehen. Wenn wir mal ehrlich sind bleibt dir in diesem Moment auch gar nichts anderes übrig.
Von dort aus kannst du immer noch persönlich wachsen. Selbstakzeptanz ist das Fundament.
9. Sei rücksichtsvoll bei Niederlagen und Fehlern
Genauso, wie jeder Mensch Schwächen hat, macht jeder Mensch auch Fehler. Fehler gehören zum Leben dazu. Aus ihnen lernen und wachsen wir.
Doch anstatt Fehler für sich zu nutzen, können Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen sie nicht akzeptieren.
Anstatt sich zu fragen: “Was kann ich aus diesem Fehler lernen?”, fragen sie sich, wieso sie immer alles falsch machen müssen.
Dann betreten Selbstmitleid oder Selbsthass die Bühne und verstärken unser Problem nur noch.
Wenn du einen Fehler gemacht hast, frage dich, was du daraus gelernt hast. Kümmere dich verantwortungsvoll um etwaige Konsequenzen und entschuldige dich aufrichtig, sollte das nötig sein.
Dann ziehe weiter. Vergiss den Fehler und erinnere dich an die Lektion. So wird sich deine Angst vor Fehlern sehr schnell auflösen. Denn Fehler sind für dich jetzt etwas, das dich voranbringt und nichts, was du unbedingt vermeiden musst.
Vermeide außerdem aus einem Fehler zu schließen, dass du in der Zukunft weiterhin versagen wirst.
In der Folge traust du dich mehr und zeigst dich mehr – was soll schon passieren? :)
Dein Selbstbild proaktiv gestalten
Was in unserer Kindheit passiert ist, können wir nicht ändern. Auch tragen wir dafür keine Schuld.
Wie wie wir uns jetzt sehen und was für ein Mensch wir sein wollen, dass können wir jetzt ganz proaktiv beeinflussen.
Entscheide bewusst, wie du dein Leben leben willst. Mache dir Gedanken über deine Werte.
Gestalte dein Selbstbild selbst.
Guter Artikel mit viel Wahrheit und Tips.
Danke
Danke, das freut mich :)
Voll gut und sooo gut getroffen !!!dankeschön :)
Gerne ;)
Danke für die Erklärungen.
Ich erkenne mich genau wieder. Ich kämpfe seit über 20 Jahren damit. Es ist kein leichter Weg.
Bersuche jeden Tag mich zu ertappen, aber gelingt nicht immer. Das schlimmste sind die Depressionen Abends.
Hey André,
20 Jahre sind eine lange Zeit. Aber solange du auf dem Weg bleibst, wird das am Ende alles gut werden. Ich bin mir sicher, du hast auch schon gute Fortschritte gemacht, die du möglicherweise gar nicht so sehen kannst :)
Konzentriere dich doch ein wenig mehr darauf, wenn du magst.
Liebe Grüße,
Tim
Bild Hat geholfen
vielen Dank!